Schaum undos

Mit Kaffeemaschinen kann man immer wieder merkwürdige oder witzige Dinge erleben. Oft ist es das Umfeld, das heiter stimmt, wenn etwa der Betreiber wohlgemeinte aber unbeholfen formulierte und übersetzte Mitteilungen an die Maschine hängt (wie z.B. hier oder hier). Manchmal ist aber auch die Maschine selbst des Pudels Kern.

Vor ein paar Jahren ist mir eine Maschine der Marke bremer begegnet, wo das Wort Café im Display sinnigerweise mit Caf. abgekürzt worden war. Wohlgemerkt: das war eine Flüssigkristall-Matrixanzeige, die eine Festbreitenschrift mit 6×7 Punkten pro Buchstabe verwendet. Da verbraucht jedes Zeichen eine Stelle, egal ob es ein W ist, ein i, ein é oder eben ein Punkt. Durch die Abkürzung wurde also genau gar kein Platz auf dem Display gespart. Der einzige Effekt war die schlechtere Lesbarkeit, weil man die Abkürzung im Kopf erst auflösen musste.

Dazu war in diesem Fall zwar keine große Gehirnakrobatik nötig, aber trotzdem: Immer, wenn man zum Verstehen eines Textes Abkürzungen auflösen oder aus anderen Gründen mehr als unbedingt nötig nachdenken muss, wird man aus dem Textfluss herausgerissen. Je besser der Autor es schafft, solche Stellen zu vermeiden, desto lesbarer ist der Text, desto weniger anstrengend ist es für den Leser. In einem einzigen Wort mit vier Buchstaben eine solche Unterbrechung unterzubringen ist schon eine Leistung.

Auf längere Texte hochgerechnet kommt man da auf Unlesbarkeitswerte, die bestimmt mit google-übersetzten Bedienungsanleitungen taiwanesischer Billig-Elektronik mithalten können. Das ist aber sicher nicht das Marktsegment, in dem sich der Hersteller positioniert – die Franke Kaffeemaschinen AG sieht sich eher am exklusiven Ende des Spektrums und gibt viel auf die Qualität und das funktionale Design ihrer Produkte. Leider sind solche Holperigkeiten auf der Benutzungsoberfläche nicht besonders funktional und passen nicht recht zu dem hohen Anspruch.

Sei’s drum, der Fehler wäre immerhin recht einfach zu beheben gewesen – der Servicetechniker hätte beim nächsten Wartungstermin wahrscheinlich nur den Text ändern müssen.

Bei den neuen Maschinen von WMF geht das nicht so einfach:

Da stecken vermutlich irgendwelche vorgefertigten Plastikteile drin, die von hinten angeleuchtet werden. Um „Schaum undos“ ersetzen zu können müsste der Techniker eine Auswahl solcher Plastikdinger mit den gängigsten Aufschriften dabei haben. Aber warum druckt man überhaupt „Schaum undos“ auf ein Etikett? Schaut sich das niemand mehr an, bevor es produziert wird?

Vielleicht gehört bei WMF aber auch eine Art Schablonenzange oder so zum Lieferumfang, mit der die Betreiber ihre Texte selbst aus Rohlingen stanzen. Dann hätte hier wieder einmal der Caterer danebengelangt. Aber immerhin funktioniert die Maschine einwandfrei, und guter Kaffee ist doch auch nicht zu verachten.

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

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