In einem Seitenflügel der Bahnhofshalle bei uns gab es lange einen Kiosk, wo man Obst, Gemüse und Getränke bei einem bemerkenswert ungehobelt wirkenden Kerl kaufen konnte. Dieses gelegentlich nervige Stück Lokalkolorit ist jetzt einem von diesen modernen Pavillons aus Aluprofil und Glas gewichen, wie sie überall hingestellt werden. Hier gibt es jetzt geeisten Joghurt und Modeschmuck, das Obst wird anderswo im Bahnhof verkauft.
Diese Dinger werden wahrscheinlich als Bausatz verkauft, wie Gartenlauben oder Einrichtungen für „irische“ Kneipen. Solche Kästen mit genau solchen Läden stehen in allen möglichen Bahnhofshallen nicht nur in Deutschland. Immerhin ist die Halle großzügig bemessen und der Pavillon klein genug, sodass drumherum noch genug Platz für alle bleibt. Allenfalls wirkt das ganze jetzt etwas vollgestellt und nicht mehr so luftig, aber man kann nicht alles haben. Wenn man den Bahnhof schon von einem Verkehrsknotenpunkt in ein Einkaufszentrum mit Bahnanschluss umwandeln zu müssen glaubt, kann man sich diese Art der Flächennutzung natürlich nicht entgehen lassen. Die überbaute Fläche muss Umsatz abwerfen, sonst ist das Verschwendung.
Nur ist beim Layout ein kleiner Fehler passiert. Die Namen der beiden Läden ergäben einen kurzen, aber vollständigen Satz, wenn sie in der richtigen Reihenfolge stünden:
Wäre der Pavillon spiegelverkehrt aufgebaut, also mit dem Modeschmuckladen links und der Joghurtbar rechts, hätte man den schönen Satz I am immergrün, wahlweise I am immer grün. Natürlich ist das wieder das im Marketing mittlerweile übliche Gemisch aus Deutsch und Englisch, wie bei der Airline und dem Stöpsel. Aber das passt zum Zeitgeist, also lohnt sich das Meckern nicht. Ausschließen kann man wohl nur mit ziemlicher Sicherheit, dass es sich bei dem I am um ein lateinisches iam mit einem typographischen Fehler handelt. Schade, nunmehr immergrün oder schon jetzt immergrün wäre auch ganz witzig gewesen.
Nachschlag: Immergrün kann man auch als elliptischen Satz auffassen – Immer ist grün, der Farbwechsel könnte als Leerstelle zwischen den Wörtern interpretiert werden. Wenn man das so sieht, muss man das Logo natürlich auch als ironisch gemeint auffassen. Das immer ist nämlich gar nicht grün, sondern lila. Wären die Farben umgekehrt, würde es stimmen. Allerdings wäre dann das grün nicht grün, die perfekte Lösung gibt es also nicht.