Aufräumen zum Schaltjahr

Woran merkt man, dass 2016 ein Schaltjahr ist? Daran, dass man Lebensmittel mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 29.02.2016 findet:

schaltjahr

Dass es überhaupt Schaltjahre gibt, liegt natürlich daran, dass das Sonnensystem etwas schlampig eingerichtet ist. Auf die Schnelle zusammengestoppelt, da passt ja nichts richtig zusammen. Ist Pluto nun ein Planet oder nicht? Wenn ja, dann gäbe es ja noch einen Haufen Kandidaten, die auch Planeten sein müssten, Ceres zwischen Mars und Jupiter etwa, und dann funktioniert der Merksatz für das Sonnensystem nicht mehr (Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun, … – Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, …).

Das Konstrukt „Zwergplanet“ für Brocken wie Ceres, Pluto usw. mag ein für Astronomen brauchbarer Behelf sein, ist aber auch nicht recht befriedigend. Das erinnert mich eher an den Haufen Kram, den man seit Ewigkeiten aufräumen will, aber nie dazu kommt und den man bei nahendem Besuch schnell in die Besenkammer oder unters Bett schiebt, damit er erstmal außer Sicht ist.

Dass die Erde für einen Umlauf um die Sonne 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und ein paar Sekunden benötigt, macht alles unwahrscheinlich kompliziert – jedes vierte Jahr ein Schaltjahr, außer glatt durch 100 teilbare Jahreszahlen, trotzdem wieder bei durch 400 teilbahren Jahreszahlen. Und selbst das ist nicht wirklich genau, schon nach 3225 Jahren beträgt die Abweichung einen Tag. Dann wird ein zusätzlicher Schalttag benötigt, um das ganze wieder geradezurücken.

Da wäre es doch viel einfacher, wenn die Erde einen Umlauf in ganzen Tagen schaffen würde, in genau 365 Tagen etwa, ohne krumme Reste. Obwohl, wenn wir schon am Aufräumen sind, dann gleich richtig. Also ändern wir das Sonnenjahr auf 364. Das ist sauber durch sieben teilbar, wir könnten die gut eingeführte 7-Tage-Woche beibehalten, das Jahr hätte dann genau 52 davon. Dass es dann keine Wochentagsverschiebung von Jahr zu Jahr gäbe, wäre sicher gewöhnungsbedürftig. Es hat ja durchaus seinen Reiz, dass bestimmte Daten immer wieder auf andere Wochentage fallen. Von daher wären 365 Tage vielleicht doch nicht so dumm, dann kämen wir auch ohne Schaltjahre aus und hätten die Wochentagsverschiebung noch dazu.

Über die Länge der einzelnen Monate könnte man sich bei Gelegenheit mal in Ruhe Gedanken machen und nach dem nächsten Weltuntergang eine hübsche Kalenderreform basteln…

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

26 Kommentare zu „Aufräumen zum Schaltjahr“

  1. Den Kalendergedankengang will ich jetzt gar nicht nachvollziehen, aber was du immer siehst, wie hier das Verfallsdatum, das finde ich bemerkenswert.

    Na denn.

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  2. Die Kalendergedanken musst Du auch gar nicht nachvollziehen, die sind eh nur Spielerei. Was den Blick für unwesentliche Kleinigkeiten angeht: Den hat man oder man hat ihn nicht. Kann man viel Spaß mit haben 🙂

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  3. Tja, dann brauchen wir jede Menge gigantisch große Ionentriebwerke (das müssen Trumms sein, die bis weit in die Mesosphäre ragen, also 50 bis 100 km hoch sind, damit die Ausstoßmasse nicht unnötig durch Luftwiderstand verwirbelt wird), die wir überall zwischen den Wendekreisen an der Erde befestigen und immer dann, wenn je nach Tages- und Jahreszeit eines der Triebwerke genau auf der aktuellen Erdbahntangente in Gegenrichtung zur Bewegung der Erde um die Sonne zeigt, das jeweilige Triebwerk kurz zünden, um die Erde solange zu beschleunigen, bis sie einen Orbit mit glatten Umlaufzeiten erreicht hat (nach den Keplerschen Gesetzen muss man einen Körper erst einmal beschleunigen, damit er er eine weitere und damit langsamere Umlaufbahn erreicht, Bremsen bewirkt den gegenteiligen Effekt, der Körper stürzt auf seinen Zentralkörper zu!)… bis dahin wird der Kalender allerdings NOCH komplizierter, da kein Jahr dem anderen gleicht!

    Sollte es in den nächsten paar hundert Millionen Jahren hier noch von intelligenten Wesen getragene Zivilisationen geben, würde das sicherlich eine Option werden, denn Hauptreihensterne wie die Sonne werden schon lange vor dem Rote-Riesen-Stadium immer heißer – spätestens in einer Milliarde Jahren wird kein höheres Leben auf der Erde mehr möglich sein (siehe auch http://www.final-frontier.ch/die_ferne_zukunft_der_erde )… wahrscheinlicher werden unsere Nachfahren dann aber entweder ins äußere Sonnensystem (erst zum Mars, bei weiterer Erwärmung dann zu den Jupiter- und Saturnmonden) ausweichen – oder sich gleich ganz von ihrer Kohlenstoffbasis verabschieden, Softwarecharakter annehmen und als „Uploads“ in temperatur- und strahlunsunempfindlichen Computersystemen „leben“, die auch noch lange nach dem Zusammenbruch der Rote-Riesen-Sonne zum Weißen Zwerg als Raumsonden im Sonnensystem kreisen werden…

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  4. @ Yadgar: Das mit dem Abschied von der Kohlenstoffbasis bietet sich an, denn ich habe irgendwo gelesen, dass die Photosynthese auf der Erde irgendwann zum Stillstand kommen wird, und zwar noch bevor die Sonne sich unnachbarschaftlich entwickeln wird…

    @ gnaddrig: Ich find’s schön, wenn bestimmte Ereignisse (zB Geburtstage) auf wechselnde Wochentage fallen.

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  5. @ Yadgar: Ah, eine verbesserte und vermehrte Neuauflage von Jules Vernes „Schuss am Kilimandscharo“. Der musste noch recht brachial mit einer riesigen Kanone arbeiten. Ionentriebwerke sind da natürlich sanfter. Die komplizierte Übergangsphase würde man sicher überleben können.

    Und ob man auf sonnenfernere Planeten oder Monde ausweicht oder sich gleich in Software umwandelt, wird sicher pragmatisch zu entscheiden sein – eine Abwägung des jeweiligen Standes der Technik, der verfügbaren Ressourcen usw. (Der Bösewicht in Nick Harkaways „Angelmaker“ schafft es, sich auf Festplatte zu kopieren und kann sich daher beliebig reinkarnieren; schräger und irgendwie faszinierender Gedanke.) Bleibt die Frage, womit sich der Mensch als Softwareversion so beschäftigen würde.

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  6. Mit Kalenderreformen ist nicht zu spaßen. Sir Isaac Newton etwa, der Entdecker des Gravitationsprinzips, kam am 25. Dezember 1642 zur Welt, nämlich nach dem seinerzeit in England geltenden Julianischen Kalender. Nach der Gregorianischen Kalenderreform entsprach dies dem 4. Jänner 1643, und wäre die damals schon gültig gewesen, hätte Herrn Newtons Geburtstag also gar nicht stattgefunden. Nun stelle man sich vor, Herr Newton wäre nie geboren worden: dann wäre die Schwerkraft womöglich bis heute unentdeckt geblieben. Die würde uns bestimmt fehlen.

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  7. Na ein Glück hat Herr Newton sich doch auf die Welt gemogelt. Andererseits hätte wohl sonst wer anders die Schwerkraft entdeckt, insofern wäre das nicht weiter tragisch gewesen, außer für Herrn Newton und vermutlich seine Familie und Freunde.

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  8. Sollte die Erde mal zur EU gehören, dann kriegen wir sicherlich genormte Jahre mit gleichbleibenden Wochentagen. Spart auch Papier, weil man die Kalender wieder verwenden kann.

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  9. Den Spruch habe ich mal weitergedichtet:

    (heißt: nach den acht Planeten kommen noch Pluto, Charon, Sedna und die Trojaner)

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  10. @ Pfeffermatz: Von Programmiersprachen habe ich keine Ahnung, tob Dich aus! Das mit dem EU-Normjahr klingt plausibel. Allerdings wird die EU bis dahin so groß sein, dass sie gar nichts mehr geregelt kriegen, wegen der Einstimmigkeitsklausel, die sie wegen der Einstimmigkeitsklausel auch nicht abgeschafft kriegen und die deshalb jede sinnvolle Maßnahme verhindert. Oder so.

    @ aurorula: Klasse 🙂

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  11. Noemix:
    „…dann wäre die Schwerkraft womöglich bis heute unentdeckt geblieben…“
    Gnaddrig:
    “ Andererseits hätte wohl sonst wer anders die Schwerkraft entdeckt…“

    Müßte es nicht eigentlich heißen: Dann wäre die Schwerkraft womöglich bis heute nicht erfunden worden
    und
    Andererseit hätte wohl sonst wer anders die Schwerkraft erfunden
    ?

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  12. Hm, Newton hat die Schwerkraft ja tatsächlich entdeckt, nicht erfunden. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass bis zu seinem Geistesblitz die Leute schwerelos durch die Lande geweht wären. Das ist sicherlich auch dem Kollegen Noemix bekannt. Darüber, ob das Nichtbekanntsein der Schwerkraft den naturwissenschaftlichen Fortschritt gehemmt hätte, soll sich jemand Berufeneres Gedanken machen. Physiker, Philosophen, was weiß ich.

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  13. @ gnaddrig: Ohne Wissen um die Schwerkraft als eine der vier Grundkräfte hätten es die Physik und die Astronomie sicherlich schwer 🙂 gehabt. Man hätte zwar beobachten können, dass kleine Objekte um sehr große kreisen – aber wieso weshalb warum?

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  14. Da ich wegen Füsik fast durchs Abi gefallen bin, halte ich mich für kompetent genug, dir diese Frage *nicht* zu beantworten 😉

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  15. Abgewählt, ts ts ts. Leistungskurs! (Aber ohne Mathe-LK, der arme Physiklehrer musste der Hälfte seiner LK-Schüler zwischendurch noch dias an Mathe beibringen, was im Physik-LK gebraucht, aber im Mathe-GK nicht vermittelt wurde.)

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  16. Klingt lehrplanmäßig nicht richtig durchdacht. Mich haben überambitionierte und didaktisch eher nicht so beschlagene Fachlehrer schon früh in meiner Schulkarriere für die naturwissenschaftlichen Fächer weitgehend verdorben. Die waren eh nicht mein Interessenschwerpunkt, aber didaktisch einigermaßen fitte Lehrer hätten mir da einiges beibringen können.

    Der Chemietyp war ziemlich unverblümt der Auffassung, wir seien sowieso alle unrettbare Hohlköpfe, mit Ausnahme des Jahrgangsstrebers und einiger Spezialisten, hat superambitionierten Eliteunterricht gemacht und auf uns normale Schüler keine Rücksicht genommen, für mich das Aus nach der 10. Klasse.

    Der Physikfuzzi hat sich am Gymnasium unterfordert gefühlt und außerdem geglaubt, wie ein Computer denken zu müssen. War dann frustriert, wenn er dann doch mal den Faden verloren hat. (Was vorkommen kann, wenn man auf eine Problemlösung hinleitet, irgendwann abbricht, um zwei Wochen lang ganz was anderes zu machen, sich dem Problem dann von ganz woanders nähert und dann ohne weitere Vorbereitung den Faden von vor zwei Wochen wiederaufnehmen will und die zweite Nachkommastelle des damals errechneten Zwischenergebnisses nicht mehr weiß. Wieso wird so jemand ausgerechnet Lehrer?) Physik konnte ich nach der 11. Klasse abwählen.

    Mathe-GK als 3. Prüfungsfach lief gut und hat Spaß gemacht. Da war ich auch keine Leuchte, es hat aber zu soliden Ergebnissen gereicht.

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  17. Ha, es gibt tatsächlich Leute, die einen weitgehenden Umbau des Kalenders und der Zeitrechnung allen Ernstes anstreben. Die Professoren Richard Conn Henry (seines Zeichens Astronom) und Steve Hanke (Wirtschaftswissenschaftler) aus Baltimore etwa: Dieser Professor ist der Meinung, dass wir ohne Zeitzonen besser dran wären.

    Ob wir mit dem von ihnen vorgeschlagenen Hanke-Henry Permanent Calendar besser dran wären, weiß ich nicht, außerdem fällt da jedes Datum immer auf denselben Wochentag, das hatten wir ja schon abgelehnt. Da müssten Henry und Hanke nochmal nachbessern…

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  18. Ich verstehe den Ansatz von dem Burschen nicht. Was wir denn einfacher, wenn wir unsere lokale Uhrzeit nicht als lokale Uhrzeit, sondern als UTC ausdrücken? Es dürfte genau so schwierig wie vorher sein, eine Telefonkonferenz zwischen Indien, Deutschland und Kalifornien zu organisieren, denn das Zeitfenster, wo alle im Büro sind, wird nicht größer… „Wollen wir uns um 12 zusammentelefonieren?“ – „Ich fange frühstestens um 15 Uhr an.“ – „Ich gehe aber um 13 Uhr nach Hause.“ Oder wie?

    Im übrigen gibt es das, was er vorschlägt, ja schon. Er selbst nennt die Luftfahrt, die intern UTC spricht. Die russischen Eisenbahnen benutzen Moskauer Zeit für ihre Fahrpläne, was dem Ungeübten einiges abverlangt, wenn er in St. Petersburg, Krasnogorsk, Irkutsk oder Wladiwostok pünktlich auf dem Bahnhof sein möchte…

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  19. Ja, so richtig hat mir das auch nicht eingeleuchtet. Man hat ja nicht mehr oder weniger Zeit, weil man sie anders benennt.

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  20. Das Problem mit den 365 Tagen ist ja nicht nur, daß 365 nicht ohne Rest durch sieben teilbar ist, sondern daß die Zahl wegen ihrer völlig unbrauchbaren Primfaktorenzerlegung (5 x 73) keine alltagstauglichen Unterperioden wie Woche oder Monat zuläßt. Natürlich könnte man auf Unterperioden völlig verzichten, ich glaube aber, daß eine rhythmische Taktung unseres Alltags eine erfreuliche Sache ist. Eine Periodizierung (mit ordentlichen Namen der Einheiten) macht etwa Datumsangaben leichter merkbar und mittelgroße Zeiträume leichter erfaß- und überschaubar.

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  21. Sehe ich genauso. Aber die Unterteilung des Jahres eignet sich nunmal sehr gut zu Spielereien, da kann ich einfach nicht widerstehen…

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