Preisfragen

Manchmal finde ich die Preisgestaltung im Einzelhandel merkwürdig. Damit meine ich nicht die ewigen Sonderangebote und Rabattaktionen, die viele Kunden eiskalt ausnutzen, ohne dass die betreffenden Händler oder Ketten davon einen Nutzen hätten. Kundenbindung oder Loyalität entstehen dabei sicher selten wenn überhaupt jemals. Die Schnäppchenjäger ziehen gnadenlos von einem Diskounter zum nächsten, wenn es dort vergleichbares mal billiger gibt.

Und sogar wenn man Leute in den Laden lockt, die außer dem Sonderangebot noch ein oder zwei Sachen zusätzlich kaufen, dürfte sich das mittelfristig ausgleichen, weil es ja alle machen. Außer kurzen Umsatzspitzen bei gleichzeitig niedrigerer Marge dürfte für die Händler dabei nicht viel herausspringen. Aber gut, das müssen die wissen, und die haben sicher alle einen Stall Betriebswirte, die solche Aktionen erstklassig begründen und hinterher schönreden.

Ich meine auch nicht die übliche Abhängigkeit des Grundpreises von der Packungsgröße. Man kennt das ja: Die Normalpackung hat einen bestimmten Preis pro Kilogramm, die Großpackung kostet typischerweise etwas weniger pro Kilogramm. Portionspackungen kosten dagegen mehr pro Kilogramm. Nehmen wir eine sehr beliebte, von Sportlern immer wieder als gesund usw. beworbene Marke Nuss-Nugat-Creme. Von dem Zeug kostet in einem Laden in meiner Nähe das normale 450-Gramm-Glas 2,79 Euro, also 6,20 pro kg. Das große 750-Gramm-Glas kostet 3,79 Euro, also 5,05 pro kg.

Ich weiß natürlich nicht genau, wie die Preise kalkuliert werden oder welche Faktoren in welcher Gewichtung in die Kalkulation einfließen. Das große Glas mag als Leergut im Einkauf geringfügig teurer sein als das kleinere, aber das sind sowieso nur niedrige Centbeträge. Das Abfüllen dürfte dagegen bei beiden Größen ungefähr gleichviel kosten. Ob das Abfüllen allerdings so teuer ist, dass sich daraus ein solcher Unterschied im Preis pro Kilogramm der beiden Packungsgrößen ergibt, bezweifle ich – anders als manche anderen Lebensmittel wird das Zeug sicher nicht von Hand in die Gläser gelöffelt. Aber egal, es ist üblich, dass große Packungen billiger sind als kleine.

Jetzt hat der Laden aber vorübergehend einen (wohl eigentlich für Großabnehmer wie Hotels, Cafés, Crêpe-auf-Volksfesten-Bäcker u.ä. vorgesehenen) 3-kg-Eimer im Regal stehen, für stolze 30 Euro. Das entspricht 10 Euro pro Kilogramm, und den Preissprung kann ich mir nicht erklären, zumal er in die falsche Richtung geht.

Ich habe mich mal weiter umgeschaut. Bei einem großen, international aktiven Versandhändler kosten die 450- und 750-Gramm-Gläser ähnlich viel wie im Laden, der 3kg-Eimer ist dort aber für nur 26,69 Euro zu haben, also 8,89 pro kg. Dafür gibt es dort einen 5kg-Eimer für 59,40, das macht stolze 11,88 pro kg. Getoppt wird das nur von der Packung mit sieben 30-Gramm-Gläsern für 14,44 Euro, also astronomische 68,80 pro kg. Für den Kilopreis kriegt man schon ziemlich guten Whisky…

Warum ein Einzelhändler 3kg-Eimer Nuss-Nougat-Creme anbietet, weiß ich nicht – kein normaler Haushalt schafft so viel, bevor das Zeug ranzig wird, und Großkunden kaufen ihre Vorräte sicher nicht im Einzelhandel. Dass man hofft der unbedarfte Schnäppchenjäger werde sich schnell den Riesenbottich sichern und nicht merken, dass er da abgezockt wird, will ich nicht unterstellen. Das wäre dann ja ein Komplott über Konzerngrenzen hinweg. Nicht dass ich den Leuten die Abgebrühtheit nicht zutrauen würde, ich glaube nur nicht, dass sie es so offensichtlich treiben würden.

Ein Tippfehler scheidet auch aus, denn dass voneinander unabhängige Firmen sich an derselben Stelle auf dieselbe Weise vertippen ist kaum denkbar. Vielleicht hat der Hersteller hier ein finsteres Spiel getrieben? Man weiß es nicht. Könnte jemand bitte eine passende Verschwörungstheorie liefern?

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

15 Kommentare zu „Preisfragen“

  1. Danke für den Vorschlag! Mein Problem mit sowas: Man kriegt die Haselnüsse nie fein genug gemahlen, die Schmiere wird dann zu körnig. Die falsche Konsistenz vermiest mir das dann ziemlich gründlich (habe das schonmal ausprobiert, zweimal sogar).

    Vielleicht wenn man die Nüsse röstet und durch eine Getreidemühle jagt? Habe ich sowieso nicht :/

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  2. Die Antwort (die du wahrscheinlich selber kennst): der Preis richtet sich danach, was der Kunde zu bezahlen bereit ist. Ab irgend einer unanständigen Portionsgröße ist es halt besonders cool, ab dann gibt es wieder einen Aufpreis.

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  3. Vielleicht ist es auch so wie bei wirklich exotischem Obst (Pitaya, Kapstachelbeere, Sternfrucht…)? In den Supermärkten liegt das Grünzeug eigentlich nur als PR-Maßnahme: schaut her, wir haben auch sowas! Hauptsächlich jedenfalls soll es gesehen werden.
    Ich habe nur sehr selten gesehen, daß es jemand auch wirklich kauft. Zu Neujahr oder Weihnachten vielleicht – woraufhin es auf dem heimischen Tisch oder Dessert hauptsächlich gesehen werden soll: schaut her, ich bekomme auch sowas!
    Im Supermarkt liegt es dann, bis es schlecht wird und durch neues ersetzt. Der Einkaufspreis wird auf Obst umgelegt das auch tatsächlich verkauft wird, Äpfel, Orangen, Bananen – und was auf dem Schildchen an der Drachenfrucht selbst steht ist letztenendes egal, bezahlt ist sie schließlich schon von anderen Kunden über andere Waren.

    Mit dem Mehrere-Kilo-Brotaufstrich ist es genauso: kann irgendjemand glaubhaft bezeugen schonmal einen Verkauf von soeinem Glas gesehen zu haben? Ich jedenfalls nicht. Ergo steht es da zum angucken: schaut her, wir haben das auch in der Größe! Der Einkaufspreis wird auf kleinere Gläser umgelegt, und alle die kleinere Packungen kaufen zahlen das Anschauendürfen des Großglases mit, ohne es zu wissen. Irgendwann wird es schlecht und durch ein neues ersetzt, und dann siehe oben…

    Wie ist das als Verschwörungstheorie? 😀

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  4. Ich versuch’s mal…

     

     Die großen Gebinde werden zum Schmuggeln jeweils kleiner Mengen illegaler, aber beliebter Alltagsgegenstände benutzt, also Glühbirnen, richtige Chinaböller und sowas. Die Creme war ja ursprünglich als Verpackungs- und Dämm-Material entwickelt worden, und geringe Spuren von Blei (so fühlt man sich nach dem Verzehr ja auch) sorgen für den Schutz vor allzu neugierigen Röntgengeräten (als es die dann mal gab). Die minimalradioaktive Druckfarbe außenrum trägt das ihrige zur Verschleierung bei. Das hatte damals alles völlig seriöse Wurzeln, entwickelte sich aber mit dem allmählichen Erkennen des Potentials im Laufe der Zeit vom Zwielichtigen (Schwedenpornos) über das Unseriöse (Esoterik-Kram) ins Kriminelle (eben Glühbirnen) und den dadurch notwendig werdenden Geschäftsmethoden, die es denn auch verhindern, dass sich die im Geschäft verhedderten „Firmen“ (KEINE NAMEN!!!!) von einem Vertrag lösen, der die eine Seite immer ungebührlicher benachteilt, was angeblich auch daran liegt, dass die zweite Ehefrau des einen Bosses, und soviel ist ja immerhin bekannt, früher … ok ok, das führt hier zu weit. Jedenfalls gibt es die „Fabriken“ (in Wirklichkeit: Eimer-auf-und-wieder-zumach-Werkstätten) in mehreren Ländern, aber die „Produktion“ wird (Freihandelsabkommen!) immer komplett und quasi reihum exportiert (ihr wisst jetzt warum). Um den Anschein zu wahren, dass diese Container tatäschlich zum Zwecke des Einzelhandelsverkaufs im- und exportiert werden, stellt man halt hin und wieder einen davon in einen Supermarkt. Reine Deko. In Wirklichkeit will man gar nicht, dass die überhaupt verkauft werden, weil man sie für was ganz anderes braucht.

    Und deshalb sind die so teuer.

    Und, wie war ich?

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  5. A propos Chinaböller und Mörtel fällt mir auch noch eine ein:

    Viele antike Bauwerke in China sind tatsächlich mit Reiskleber verfugt. Eine ganz ähnliche Mischung wie diesen Mörtel gibt es dort heute kulinarisch als „regionale Spezialität“: Reisteigbällchen. Regionale Spezialität ist das was nie einer ißt außer Touristen weil es nicht schmeckt – auch den Touristen nicht, aber die geben das nicht zu, weil sie weltoffen und kulturell interessiert wirken wollen.
    5kg-Gläser-Nutella sind das deutsche Äquivalent zum chinesischen Reisteigbällchen: eine Speise, typisch deutsch, aber ursprünglich für etwas anderes gedacht, von den Einheimischen ißt sie nie jemand – deshalb wird sie nur von Touristen als Souvenir verschenkt um weltoffenheit und kulturelle Sensibilität zu demontrieren. Daher nehmen sie dafür auch Touristenpreise?

    Ach Mist, wieder nichts geworden – das mit dem Reiskleber in chinesischen Mauern kann man nämlich überprüfen. Schlecht für Verschwörungstheorien 😦

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  6. Das mit dem Reiskleber ist schon ok, man kann in Verschwörungstheorien sehr gut nachprüfbare Tatsachen einbauen. Man sollte das sogar tun, denn erst durch die richtige Mischung aus echten Tatsachen und wirren Unterstellungen können Verschwörungstheorien funktionieren. Du brauchst jederzeit ein paar Fakten, die noch der letzte Boulevardleser nachprüfen kann, und auf der Grundlage kannst Du dann den abgefahrensten Mist auftürmen, den glauben sie dann gleich mit.

    Touristenpreise also. Gegessen wird das Zeug sowieso nicht, die stellen sich das in die Vitrine als Andenken wie früher die Bierhumpen. Und in den Eimern sind Chips verbaut, die die Leute belauschen, oder sie setzen bestimmte psychotrope Drogen frei, damit die ganzen ausländischen Touristen hinterher schön deutschlandfreundlich drauf sind, deutsche Autos kaufen und so. Dass das auf dem Umweg über ein eigentlich italienisches Produkt gemacht wird, ist extra elegant – so kann UNS das niemand vorwerfen.

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  7. Das ist keine Verschwörungstheorie @aurorula a., das ist (leider) traurige betriebswirtschaftliche Wahrheit.

    Der Mensch kann sich für vieles schämen. Auch dafür. 😉

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  8. @aurorula und gnaddrig
    Meine Theorie war phantasievoller, aber mehr ein Krimi. Eure war technisch besser als meine. Wie konnte ich das schändliche Treiben der „Dienste“ im Hintergrund übersehen? Eine VT, in der SIE nicht heimlich die Fäden ziehen, ist doch gar keine.

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In den Wald hineinrufen

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