Vor Jahren hatte ich aus einem längst vergessenen Anlass angefangen, eine Liste mit Wörtern zusammenzustellen, die ich nicht mag. Und dazu eine mit Wörtern, die ich mag. Seitdem haben diese unvollendeten Listen halbvergessen auf meiner Festplatte gelegen und elektronischen Speicherstaub gesammelt, bis Onkel Michael Ende vergangenen Jahres seinen genau gleich überschriebenen Artikel über genau solche Wörter gebracht hat.
Ich nehme das zum Anlass, meine beiden (jetzt noch schnell etwas aufpolierten) Listen hier dann doch endlich mal zu veröffentlichen.
Wörter, die ich nicht mag:
Teilhabe (das Wort, nicht das Konzept)
Fettlebe (das Wort, nicht das Konzept)
Blogstöckchen (das Wort und ein bisschen auch das Konzept)
Serendipität (das Wort, nicht das Konzept)
die Menschen (in Deutschland) (wenn Politiker das sagen)
Bratling (und Backling und Füßling) (jeweils das Wort, nicht das Konzept)
frech (Wenn es sich auf Kleidung für Frauen oder Kinder bezieht; Männerkleidung wird übrigens nie frech genannt.)
pfiffig (Wie frech, außerdem in Kochrezepten: „Mit seiner natürlichen Schärfe verleiht er (Ingwer) Tee eine pfiffige Note.“)
Wörter, die ich mag:
hanebüchen (Mag feuilletonlastig und bildungsbürgerüberheblich klingen, lässt sich aber so schön mit Schmackes sagen und klingt einfach besser als doof oder unsinnig.)
bescheuert (ähnlich wie hanebüchen, nur ohne Feuilletonlastigkeit)
brezeldämlich (ähnlich wie hanebüchen, nur ohne Feuilletonlastigkeit)
Honigkuchenpferd (Was wäre eine Welt ohne Honigkuchenpferde?)
Habseligkeiten (Keine Ahnung warum, aber das Wort gefällt mir einfach.)
Rhabarber (Klingt nach irgendwas Geheimnisvollem. Rhabarber ist eigentlich nicht besonders geheimnisvoll, womit ich aber nichts gegen das Gemüse gesagt haben will.)
Daueranfangsfinder (Das ist der Klebepunkt an der Schachtel Frischhaltefolie, wo das Ende der Folie festkleben soll, damit man nicht jedesmal den Anfang suchen und mühsam von der Rolle pulen muss. Ein schönes und knappes Beispiel für die Verbindung von marketingvergessener Ingenieursmentalität mit unschuldiger Ernsthaftigkeit und einem Schuss amtsschimmeliger Pedanterie!)
St.-Nimmerleins-Tag (schön ausdrucksstark, dabei gleichzeitig vage)
Gehrock (So schön altmodisch und irgendwie absurd – weder ist es ein Rock in der heute üblichen Bedeutung noch hat er eigentlich was mit Gehen zu tun. Irgendwie verschroben liebenswert.)
verwegen, Verwegenheit
Von den Kommentaren bei Onkel Michael übernehme ich noch Geborgenheit, glosen, Rauhreif und verwunschen, die mag ich auch. Damit sind meine beiden Listen noch lange nicht vollständig, aber diese kleine Auswahl muss erstmal ausreichen.
Schön zu sehen, dass Du auch zwei so Listen hast, freut mich sehr! Und dass Du sie jetzt veröffentlicht hast, noch mehr!
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Manchmal braucht es nur einen Anstoß, um sowas dann doch mal fertigzumachen.
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„Serendipität“ , das Wort habe ich noch nie gehört oder gelesen. Welch unerwartete Entdeckung „wat nich all jifft“.
😉
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Man lernt eben nie aus 🙂
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Sehr schön.
Was ich auch nicht mag:
schmackhaft (klingt blöd und taucht gerne in Diät-Werbung auf)
Was ich mag:
mithin, freilich (und viele weitere altmodische Füllwörter)
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Oh ja, schmackhaft hätte bei mir auch auf die Negativliste gekonnt, zusammen mit wohlschmeckend.
Mithin und freilich gehen. Was ich aber gar nicht mag ist „somit“, das lässt sich fast immer durch „daher“ oder „deshalb“ ersetzen und ist daher meist überflüssig und stört dann den Lesefluss. Ich empfinde das als unnötig hochgestochen und oft als unbeholfen, als ob jemand in unbekannten Stilebenen wildert…
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Garstige Wörter:
Trinkhalle
Evaluierung
Selbstfindung
Horror-Crash
Fleischschmalz*
Artige Wörter:
Unterlass
Journaille
Hinterfotzigkeit
Vierschrötigkeit
Powidldatschgerl
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Schöne Liste, kann ich mich weitgehend anschließen. Nur Trinkhalle finde ich nicht garstig sondern eher seltsam angesichts der Tatsache, dass, soweit mir bekannt ist, die meisten Trinkhallen zumindest im Großraum Hannover heutzutage gar keine Hallen sind sondern Kioske, die der Kunde nicht betritt. Ähnlich verfehlt wie Autohaus, das ja in den seltensten Fällen ein Haus im herkömmlichen Sinn ist.
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Da hätte ich ja wieder einen Link …
Ich persönlich mag verdrießlich wie auch behaglich, sturmumtost und Empörungsyoga.
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Oder: Angstraumbegrünung, das hat gerade Frau meme in meiner Kommentarspalte erfunden.
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Meine Favoriten zum Abgewöhnen:
schwächeln
andenken
gut aufgestellt
Realitäten
Drittländer
am Ende des Tages
Fragestellung
Querdenker
grenzwertig
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Meine Lieblingswörter:
Afghanistan
Afghanistan
Afghanistan
Afghanistan
Afghanistan
…
Sumpfzigeuner
Zugriegel
lüchseln
Heimteilchenbeschleuniger
Highmorgel
Dopamindisco
kartwelophil
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Die erste Hälfte der Liste kommt jetzt nicht völlig unerwartet 🙂
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Yadgar, unter den meisten kann ich mir zumindest etwas vorstellen, aber was ist denn lüchseln?
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Lüchseln: das Beobachten, Fotografieren und Filmen von Luchsen, sowohl in Zoos und Wildparks als auch in freier Natur, auch unmittelbarer körperlicher Kontakt zu zahmen Luchsen (wie etwa hier: https://www.youtube.com/watch?v=AC5I9Adn5Yw)!
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Aha. Also im Prinzip dasselbe wie Lächseln, nur mit Landgetier.
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