Always Look on the Bright Side of Life…

Sie hatten die Idee wahrscheinlich schon lange in ihren Herzen bewegt. Jetzt, wo der US-Präsident den Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen verkündet hat, haben sie anscheinend Morgenluft gewittert und sind damit an die Öffentlichkeit getreten.

Der sogenannte Berliner Kreis der CDU/CSU schlägt vor, das mit der Klimapolitik nochmal zu überdenken und mindestens die klimapolitischen deutschen Sonderlocken zu kippen. In anderen Worten, man soll die über das im Abkommen Vereinbarte hinausgehenden Selbstverpflichtungen zur Vermeidung von CO2-Emissionen usw. wieder abschaffen, überhaupt den Unsinn mit den erneuerbaren Energien sein lassen und statt den ohnehin unvermeidlichen Klimawandel verhindern zu wollen sich einfach darauf konzentrieren, das Land an dessen Folgen anzupassen.

Außerdem, und das ist das beste, solle man die Erderwärmung nicht so einseitig negativ sehen, sondern redlicherweise auch mal einen Blick auf deren positive Folgen werfen.

Die seien nämlich beträchtlich – eine eisfreie Nordpassage wäre für die Schifffahrt eine tolle Sache. Es gäbe neue Fischfangmöglichkeiten (besonders interessant, wo der bisher zugängliche Teil der Weltmeere anscheinend viel leerer gefischt ist als bislang gedacht, aber das ist sicher sowieso wieder nur so eine Ente der Umweltspinner) und man käme an bisher unzugängliche Rohstoffe heran. Alles in allem sollten diese positiven Auswirkungen die möglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt sicher mehr als aufwiegen.

Ehrlicherweise hätten sie aber bei der Aufzählung der positiven Auswirkungen nicht so bescheiden sein sollen. Sie haben uns etliche Segnungen der Erderwärmung unterschlagen. Da wäre etwa die Lagunenstadt Bremen, ein Tourismusmagnet. Die Niederländische See vor der Rheinmündung bei Nijmegen mit den Küstenstädten Assen, Apeldoorn, Nijmegen, Tilburg, Antwerpen. (Wer braucht schon Groningen, Den Haag oder Rotterdam, und Amsterdam ist sooo schön dann auch nicht.)

Es gäbe neue Weltwunder, z.B. die schwimmenden Nähfabriken in Bangladesch – bis zu 160 Millionen Leute, die auf Hausbooten wohnen und arbeiten. Unsere Schulkinder müssen die ganzen lästigen Inselchen im Pazifik nicht mehr auswendig lernen.

Das Wetter wird aufregender und vielseitiger. Sturm- und Überflutungsschäden werden sprunghaft steigen und die zuallermindest Versicherungswirtschaft und das Baugewerbe ankurbeln.

Langfristig, wenn wir das mit dem Eis den Polkappen richtig hinkriegen, wird es die Küstenlinie der Nordsee von Lüttich über Leverkusen, Dortmund, Osnabrück, Hildesheim, Braunschweig, Halle (Saale) gehen, mit einer Reihe von Inseln auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt. Es wird dann gemütlicher in Deutschland, die vorhandene Fläche wird besser zur geschrumpften Bevölkerung passen, es wird touristische Highlights wie Abenteuertauchen in den untergegangenen norddeutschen Städten geben. (Die Details für andere Weltgegenden mag wer anders zusammentragen.) In der Antarktis wird es jede Menge jungfräulichen Boden für die Landwirtschaft geben.

Kurz, es bricht ein güldenes Zeitalter an, es wird schöner und friedlicher auf der Erde, die Wirtschaft wird brummen. Menschen werden wieder Menschen sein, wenn wir uns nur endlich der moralischen Erpressung dieser bescheuerten Klimafanatiker entziehen…

Nachtrag (05.07.2017): Passend zum Thema und wie für den oben erwähnten Berliner Kreis gemacht erscheint ab morgen auf Florian Freistätters Blog Astrodicticum simplex eine Serie über den Klimawandel: Klimawandel-Mythen und Klimawandel-Fakten: Alles über den Klimawandel

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

18 Kommentare zu „Always Look on the Bright Side of Life…“

  1. Ich habe die Meldung gestern mehrmals lesen müssen und glaube immer noch an einen Scherz. So blöd kann doch selbst ein rechter Flügel von irgendwas nicht sein!

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  2. Hehe… oder das hier:

    Die U-Bahn endet an der Longericher Strandpromenade, die früher einmal »Wilhelm-Sollmann-Straße« hieß… wo vor fast undenklich langer Zeit einmal mäßig attraktive Bauten aus den 50er Jahren des vorletzten Jahrhunderts standen, erheben sich nun glitzernde Hotels über einen palmengesäumten Boulevard. In einigen Kilometern Entfernung ragen zerklüftete Betonruinen aus dem Wasser – die Reste der Trabantenstadt Chorweiler, deren 15- und 20stöckige Wohngebirge sich als zu massiv erwiesen hatten, um wie die übrige Bebauung des ehemaligen Kölner Nordens abgetragen und zur Küstenbefestigung verwendet zu werden. Bei Ebbe sind die verwitterten Kolosse ein beliebtes Ziel für unternehmungslustige Wattwanderer, insbesondere, seit die ökologische Sanierung der gefluteten Bayer-Areale weiter im Norden im Winter 2144/45 abgeschlossen wurde. Seither droht im Watt der Kölner Bucht keine Gefahr mehr durch chemische Altlasten, allerdings sollte man sich vor den Zitronenhaien in Acht nehmen, die gerne in den Prielen auf Jagd gehen. Aber nichtsdestotrotz ist Köln ein unter Touristen beliebter Badeort am südlichsten Punkt der Nordsee… aber, was heißt Köln? Als um die Mitte des 21. Jahrhunderts die unter dem Meeresspiegel liegenden Gebiete der Niederlande aufgegeben werden mussten, siedelte sich die Bevölkerung Amsterdams, Den Haags und der »Randstad« fast geschlossen im höher gelegenen Teil der Niederrheinebene an, so dass rund drei Viertel der 3,1 Millionen Einwohner mittlerweile holländisch sprechen. Bei einer Volksabstimmung sprach sich daher kürzlich eine überwältigende Mehrheit dafür aus, die Stadt in Keulen-aan-Zee umzubenennen…

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  3. @Pfeffermatz:

    Doch doch, Rechte ticken so! Rechtssein macht dumm, zynisch und menschenverachtend, wenn man nur rrrrrechts genug ist, dann findet man auch Wahlrecht nach Hubraum, Vernichtungslager für Arbeitslose und Atomwaffeneinsatz im Inneren ganz toll!

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  4. So sieht das aus, Keulen-aan-Zee, und – als ersten Schritt – kein Wahlrecht für Arbeitslose (wie damals beim Kaiser).

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  5. Es scheint in diesem Kreis offensichtlich keine Politiker aus Schleswig-Holstein, Meck-Pom oder Niedersachsen zu geben.

    Berufsbedingt bin ich bei diesem Detail etwas pingelig: die 2 von CO2 sollte tiefgestellt sein.

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  6. Entweder das oder sie sind noch durchgeknallter als man hätte denken mögen.

    Was die tiefergestellte 2 angeht: Hast recht, irgendwas war an meiner Schreibweise komisch gewesen, ich ändere das mal. Danke für den Hinweis 🙂

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  7. Da will man sich die Kommentare gar nicht erst anschauen.

    Das, ähem, Interessante daran ist, dass die gleichen Leute gerne auch die militärische Sicherung der EU-Außengrenzen fordern, um die Klimaflüchtlinge abzuwehren. Wobei, was heißt Außengrenze: Die Verwüstung / Verstellung weiter Teile Süd- und Südmitteleuropas bis ins Alpenvorland hinein dürfte neue Abgrenzungsbedürfnisse gebären, siehe hier: http://j.mp/2r18vwd.

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  8. Interessanter Link, vielen Dank! Bei dem geschilderten Szenario würde mich interessieren, wieviel der Weg dahin kostet im Vergleich zu dem für das Beenden der Erderwärmung nötigen Aufwand.

    Dass der Verlust der alten Heimat für fast die gesamte Menschheit innerhalb von ein oder zwei Jahrhunderten bedeutet, lässt sich natürlich nicht bewerten, aber man darf angesichts des bisherigen Verhaltens der Menschheit getrost davon ausgehen, dass der Übergang nicht einvernehmlich und reibungslos vonstatten gehen wird…

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  9. @Achim:

    Die Karte unter deinem Link stellt das Szenario m. E. zu optimistisch dar – nämlich durch die Mercator-artige Projektion! Tatsächlich sind Sibirien, Kanada und die Antarktis ein ganzes Stück kleiner…

    Aber dass Afghanistan zur endgültig unbewohnbaren Todeszone wird, passt ja hervorragend zu den Science-Fiction-Szenarien, mit denen ich in den 1990ern herumgespielt habe (bis es dann nach dem 11. September 2001 einige wenige Jahre lang so aussah, als könnte das Land doch noch die Kurve kriegen)…

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  10. Guter Punkt, das mit der Projektion. Und dass Länder die Kurve dann doch nicht kriegen kommt leider viel zu häufig vor. Ich hatte Anfang der 90er mal die im Rückblick naive Vorstelltung, dass Russland sich zu einem halbwegs stabilen und freiheitlichen Staat entwickeln könnte.

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  11. @gnaddrig

    …und Länder, die die Kurve nicht kriegen, haben erschreckend oft auch noch Atomwaffen… das dürfte auch der eigentliche Grund sein, weshalb das afghanische Problem unlösbar ist: die pakistanische Atombombe!

    Andernfalls wäre es ja einfach: unter irgendeinem Vorwand Pakistan besetzen, die Provinzen Khyber-Pakhtunkhwa und Belutschistan zusammen mit Afghanistan unter internationale Quarantäne stellen (einmauern, Seeblockade, Flugverbotszone) und in Sindh und Punjab auf eine Wiedervereinigung mit Indien hinarbeiten… real würde das leider den endgültigen Absturz Pakistans in den Bürgerkrieg (und noch mehr islamistischen Terror im Rest der Welt) bedeuten, wobei die Atomwaffen in alle möglichen Hände geraten würden, irgendein psychopathischer ISI-General macht dann gemeinsame Sache mit Tehrik-e Taleban und lässt mal eben Berlin, Paris oder London thermonuklear flambieren…

    Nein, Bewegung wird in die verfahrenen Fronten eigentlich erst kommen, wenn sich Pakistan und Indien endlich zu einem Frieden durchringen – oder, die schlimmere Variante, beide Mächte in einem regionalen Atomkrieg übereinander herfallen, bis sich vom Amu-Darja bis zum Kap Comorin nur noch verstrahlte Wüste erstreckt und der Planet um (mindestens!) anderthalb Milliarden Menschen ärmer ist… (ich stelle mir gerade vor, wie das Tadsch Mahal in der Glut einer nuklearen Explosion zerschmilzt… sollte ich vielleicht mal rendern!)

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  12. Zum Thema Projektion: Ich habe zu Hause einen „Peters-Atlas“. Wir sind weit davon entfernt, das durch Diercke & Co. verfestigte Mercator-Weltbild aus den Köpfen zu bekommen. Selbiger Atlas lag beim örtlichen Landkartendealer auf dem Grabbeltisch und war für Bruchteile des Originalpreises zu haben.

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  13. Feine Sache, der Peters-Atlas. Man kann ja nicht immer einen Globus dabeihaben, wo es dann ganz genau stimmt 🙂

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  14. Freilich hätte der Anstieg des Meeresspiegels positive Folgen: dann käme auch die Adria näher und wir müssten im Urlaub nimmer so weit hinfahren und ersparten uns in Italien eine Menge Autobahnmaut.

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  15. Eben, und deshalb stehen wir tief in der Schuld von Herrn Trump und vom Berliner Kreis, dass sie uns die Augen für diese doch eigentlich sehr guten Aussichten geöffnet haben…

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  16. @Achim:
    „das durch Diercke & Co. verfestigte Mercator-Weltbild“

    Also, in meinen Diercke-Atlanten (ich besitze mehrere, weil Sammler) gibt es so gut wie keine Karten in Mercator-Projektion, auch schon zu meiner Schulzeit in den 70ern und 80ern nicht…

    Die Peters-Projektion ist übrigens ein relativ alter Hut, so eine Kampagne gab es in den späten 1980ern auch schon, ich erinnere mich, dass damals im Erdgeschoss-Flur meines Gymnasiums so eine Peters-Weltkarte hing, wortreich beworben mit Argumenten, die man heutzutage als PC-Folklore abtun könnte (den Ausdruck „Political Correctness“ gab es damals in Deutschland noch nicht), weg vom Eurozentrismus, Gerechtigkeit für die „Dritte Welt“, bla.

    Nur leider ist das Ding absolut nicht flächentreu, derart langgestreckte Tropen und Mittelbreiten sind ein Witz! So sieht Afrika einfach nicht aus, das kriegen vermittelnde Entwürfe wie z. B. Mollweide erheblich besser hin.

    Die Argumente mit Eurozentrismus sind (um mich nicht falsch zu verstehen) ja grundsätzlich nicht falsch – aber die Peters-Projektion als Antwort darauf ist buchstäblich bizarrer Quatsch!

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  17. @gnaddrig, 05.07.2017 um 10:36

    Astrodicticum Simplex ist KULT! Solltest du wirklich in deine Blogroll aufnehmen…

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In den Wald hineinrufen

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