Mein Leben mit Milch

Milch. Immer wieder Milch. Am Anfang direkt von der Mutter. Später künstlicher Ersatz aus der Flasche, im Lauf der Zeit dann weniger Flaschenmilch und mehr Brei und der Umstieg auf die hierzulande übliche Kuhmilch. Damals immer Vollmilch mit 3,5% Fett. Gelegentlich Vorzugsmilch, wenn die Oma zu Besuch war und uns was Gutes tun wollte. Der Umstieg auf fettarme Milch kam später, da war ich schon erwachsen.

Anfangs in – wenn ich mich recht erinnere – Halbliterflaschen vom Milchmann, das Leergut abends vor die Tür gestellt. Wenn in den nächsten Tagen mehr oder weniger Milch als gewöhnlich benötigt wurde, kam ein Zettel mit der entsprechenden Bestellung an die Flaschen. Später kam dann der unsägliche Ausgießschlauch, im Prinzip ein Gefrierbeutel mit einem Liter Volumen, den man in einen speziellen Becher stellte, die Ecken abschnitt und beim Eingießen fast zwangsläufig die Hälfte verschüttete, weil das ganze so labberig war. Das war wahrscheinlich ein raffinierter Schachzug, um den Markteinstieg des anfangs auch nicht besonders benutzerfreundlichen Tetrapaks zu erleichtern. Noch später kam die Glasflasche zurück, diesmal vorwiegend als Literflasche, blieb aber in einer kleinen Nische.

Als Kind habe ich Milch geliebt und in großen Mengen getrunken, bis man mir das Zeug rationierte. (Fleisch auch, konnte ich nicht genug von kriegen, gab es aber viel zu selten und immer zu wenig, aber das ist eine andere Geschichte.) Irgendwann kam dann Kakaopulver dazu, bei uns hieß das Nesquik, auch wenn es häufiger aus dem Hause Kaba war (gelegentlich auch mit Erdbeer- oder Bananengeschmack), manchmal auch von Suchhardt, später dann auch die Aldi-Hausmarke.

Auch Cornflakes und Müsli habe ich mit Milch gegessen (nie mit Joghurt oder Saft, wie auf den Packungen immer wieder vorgeschlagen wird), machmal auch mit extra Kakaopulver. Es gab gelegentlich auch milchbasierte Gerichte wie Klunkersuppe, Grießbrei oder Milchreis. Und Pudding natürlich. Eine Weile lang hatte ich in der Schule einen Becher Milch pro Schultag (zeitweise auch Kakao) abonniert.

Die Bedeutung von Milch in meinem Leben nahm dann später ab, ich trank Milch nur noch selten zum Frühstück und regelmäßig nur noch in kleinen Mengen im Schwarzen Tee.

Ich habe mal Schafsmilch probiert und Ziegenmilch. In Russland, da gab es früher mehr Milchsorten als in Deutschland. Auch in mehr Fettstufen als hier, bis 6,5% ging das, glaube ich. Schafs- und Ziegenmilch haben mich nicht so begeistert. Kann man trinken, muss man aber nicht. Kuh ist besser. Stutenmilch habe ich mangels Gelegenheit noch nicht probiert, Yakmilch auch nicht. Mäuse- und Kamelmilch würde ich wohl nicht probieren wollen.

Ganz indiskutabel sind Sojamilch, Hafermilch, Mandelmilch und ähnliche vegane Ersatzprodukte. Indiskutabel nicht weil sie vegan sind, sondern weil sie nicht schmecken, weder pur noch mit Kakao noch im Tee oder Kaffee. Habe ich probiert und nicht ausgetrunken, ganz scheußlich. (Das gilt übrigens auch für Sojajoghurt.) Das ist überhaupt keine Milch, es sollte verboten werden, das so zu nennen! Bei Fleisch geht das doch auch…

Eine andere Darreichungsform von Milch ist Kondensmilch, womöglich noch Doppelrahmstufe, Glückskäferbärennektar oder wie das heißt. Furchtbares Zeug, nicht Milch, nicht Sahne, fast eher Mayonnaise ohne Ei. Die sogenannte Kaffeesahne ist nur marginal weniger schlimm, hat aber leider denselben charakteristischen Kochgeschmack wie H-Milch. Früher habe ich lieber H-Milch oder, ganz notfalls auch Kaffeesahne, in den Tee gekippt als gar keine. Heute trinke ich lieber keinen Tee als welchen mit H-Milch.

Die meiste heute als frisch verkaufte Milch ist wegen neuartiger Behandlungsmethoden zwei bis drei Wochen haltbar statt zwei bis drei Tage wie früher. Zum Glück hat sie aber meistens nicht den unangenehmen Beigeschmack von H-Milch. Meine Versorgung mit trinkbarer Milch ist also weitgehend gesichert.

Trockenmilch ist witzig und kann in manchen Rezepten ganz gut schmecken. Kaffeeweißer in Pulverform nicht. In China ist übrigens gerade ein Sack Milchreis umgekippt.

** * **

Eigentlich war das hier als Veralberung des journalistischen Genres der anlass- und ziellosen Vertextung irgendwelcher Befindlichkeiten gedacht. Ich fürchte nur, mein Text klingt dafür nicht ausreichend zerquält. Das alternativ denkbare halbironische Desinteresse habe ich auch nicht durchgängig aufgebracht. Egal, jedenfalls hoffe ich, mit diesen Betrachtungen einen Beitrag zur, hm, analytischen Aufbereitung der Ernährungs- und Lebensweise mittelalter deutscher Blogger geleistet zu haben.

Was für Schlüsse aus dem ganzen zu ziehen sind, kann ich leider nicht sagen. Ich weiß nur, dass Milch Kalzium enthält.

 

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

12 Kommentare zu „Mein Leben mit Milch“

  1. Inzwischen gibt es im lokalen Supermarkt gar keine nicht-ESL-Milch mehr. Sorry, aber ich finde das ESL-Zeug geschmacklich ausreichend daneben, um lieber was ganz Anderes zu trinken.

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  2. Da gibt es aber Unterschiede. Manche schmeckt komisch, aber ich (als ausgewiesener H-Milch-Nichtmöger) störe mich selten dran. Habe ich wohl Glück 😉

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  3. Blauwalmilch! Müsste einen Fettgehalt ähnlich wie Sahne haben… Blauwalkuh finden, runtertauchen, Tankschlauchadapter an die Zitzen stöpseln und die Tante leerpumpen! Ich gebe zu, so etwas wäre auch für meine Zehnmeterspurbahn eine Nummer zu groß, aber als Weltdiktator sollte man doch schon irgendwo Platz für ein 1000-Kubikkilometer-Aquarium requirieren können, von dem aus man das ganze Spektakel live, in Farbe und 3D bewundern kann.

    Unterdessen lasse ich mir in meinem VIP-Waggon in Schnabeltiermilch gekochte Schnabeltiereier kredenzen… meinem Schmuseluchs Tristan schmecken die auch! Dekadenz darf alles!!!

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  4. Man könnte vielleicht eine besonders kleine Sorte Blauwal züchten, und die könntest Du sicher in einem Aquarium im Zug unterbringen, oder?

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  5. Gibt interessanterweise ziemlich genau mein Verhältnis zur Milch als Getränk wieder. Früher Alltagsgetränk, heute Zutat im Tee/Kaffee sowie gelegentlich zum Kochen. Ein Leben ohne Käse und andere Milchprodukte erscheint mir allerdings machbar, aber sinnlos…
    In anderen Kulturen geht man übrigens mit Produkten wie Milchpulver und Kondensmilch weit kreativer um als bei uns. So ist Trockenmilch und (bei uns kaum zu bekommende gesüßte) Kondensmilch in Indien Grundlage für Desserts, ebenso wie in Südamerika (dulce de leche).

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  6. Stimmt, dulce de leche ist was feines. Gesüßte Kondensmilch habe ich übrigens öfters mal im ganz normalen Supermarkt gesehen, im Regal mit russischen Lebensmitteln.

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  7. @gnaddrig:
    „besonders kleine Sorte Blauwal züchten“

    Nö. Als Weltdiktator bin ich meinem Größenwahn einiges schuldig – da müssen es schon Original-Blauwale sein! Die würde ich dann in einem Aquarium von 20 x 20 x 2,5 km halten (das ist hoffentlich artgemäß!), wobei dieses Aquarium nicht etwa als 2500 m tiefe Grube realisiert wird, sondern sich tatsächlich zweieinhalb Kilometer hoch über die umgebende Landschaft erheben soll! So etwas hat man noch nie gesehen! Was Donald und Wladimir können, kann ich schon lange!

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  8. Du hast die Teesahne vergessen!
    (Die wird aber auch nicht mehr verkauft…)

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  9. Ich habe als Kind die Mich persönich vom Bauernhof geholt (holen müssen), die war, sagen wir mal, körperwarm!
    Nicht pasteurisiert.
    Nicht homogenisert.
    Nur gefiltert!

    Heute würde ich mich wahrscheinlich an[pieeeep]en, wenn ich so eine Milch trinke…
    Aber ich vertrag Mich sowieso nicht mehr.
    Ist angeblich normal…

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In den Wald hineinrufen

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