Stabgereimtes
Veröffentlicht: 25.11.2017 Abgelegt unter: Mein Senf dazu | Tags: Alliteration, Mundart, Werbung 10 KommentareEin bekannter Hersteller von Körperpflegeprodukten wirbt auf manchen Duschgels mit dem folgenden Spruch:
3 in 1: Frische, Pflege, Feuchtigkeit
Nachweisen kann ich es nicht, aber ich vermute stark, dass das als Alliteration gemeint ist: Frische, Flege, Feuchtigkeit. In süddeutschen Mundarten funktioniert das nicht so richtig. Also, der Rhythmus bleibt natürlich erhalten, es spricht sich auch bei Pflege mit p gut hintereinander weg, aber die alliterative Klammer verliert ein Element und wird löcherig.
Viele Norddeutsche wissen ja nun gar nicht, dass sie nicht einfach reines Hochdeutsch sprechen, sondern eine regional gefärbte Art Hochdeutsch. Mir haben sie in der Grundschule Honich, Könich, Kuchenteich ausdrücklich als korrektes Hochdeutsch beigebracht. Dass anderswo andere Aussprachevarianten (Honick, Könick, Kuchenteik) existieren, die genauso richtig sind, wurde nicht erwähnt. Irgendeine Art von Dialekt kam während meiner Grundschulzeit nur in Auf der Schwäbschen Eisenbahne vor. (Und weh dem Schwaben, der sich das bei uns hätte anhören müssen!)
Wenn nun jemand so Sozialisiertes Werbetexte schreibt, weiß der darum gar nicht, dass er nicht Hochdeutsch schreibt sondern norddeutsch geprägtes Hochdeutsch, und deshalb kommen in der Werbung immer wieder solche Norddeutschismen wie billig – will ich vor.
Dass Alliterative Wortgruppen leichter zu merken sind und oft gut von der Zunge rollen macht sie bei Werbern natürlich beliebt, aber nicht immer reicht es für solche stabreimenden Glanzstücke wie Mars macht mobil. Werbetexten muss ganz schön schwierig sein…
Das kenne ich phonetisch, äh, fonetisch korrekt alitteriert auch von Garfield: Fett, faul, filosofisch! Oder, inhaltlich nicht so schön: Guillotinen, Gulags und Gaskammern (CSU-Rechtsaußen Hans Graf Huyn über die Folgen der Aufklärung)… dann doch lieber Hammondorgeln, Hantelbänke und Heimteilchenbeschleuniger (Yadgar 1995 in einem Brief an Andreas „Schipf“ Schimmelpfennig, in dem es um eine von einem soziologischen Forschungsinstitut organisierte Umfrage über Ausstattung von Wohnungen mit langlebigen Konsumgütern ging)!
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Hm, Deine drei H sind vielleicht etwas sperrig. Passt insofern aber auch zu langlebigen Konsumgütern, da hat man genug zeit, längere Slogans fertigzusprechen bevor die Geräte wieder ersetzt werden müssen…
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In Bayern geht ein Witz um, der erklärt warum „Ch“ dort als „K“ und nicht als „Sch“ gesprochen wird:
Man sagt ja schließlich „der Kaiser von China (=Kina)“ und nicht „der Sch… von China (=Schina)“!
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Auch da wäre ein stimmhaftes s recht nützlich…
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Als unvergessliche Werbeslogans ins Gedächtnis prägten sich etwa zwei alliterative Glanzstücke aus den 50er-Jahren ein, insonders auch weil diese als trochäische Vierheber angelegt waren:
»Milch macht müde Männer munter«, und »Bauknecht weiß, was Frauen wünschen«.
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Die beste unserer sozialen Heimatparteien hat auch immer recht blumige Reime auf ihren Wahlplakaten, ist ja schliesslich auch sowas wie Werbung.
Hab mich vor ein paar Jahren darüber lustig gemacht:
https://krawutzi.wordpress.com/2014/05/07/wahlplakate/
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Unterwegs: Leibniz-Keks!
(der ist aber schon ein Bissele älter)
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An „billich – will ich“ hat mich immer das Schriftbild gestört. Trotz meiner nooaddeutschen Herkunft, aufgrund derer ich das Klangbild völlig unauffällig finde 😉
Aber ich habe auch noch ein etwas angejahrtes Beispiel für leicht schiefe Werbereime zu bieten (hat mich schon als Grundschüler beim Lesen gestört): „Lange ruft’s im Walde noch: Salamander lebe hoch!“ Die Frage war immer, ob „noch“ gelängt oder „hoch“ gekürzt werden sollte…
Ja, ich weiß, alles keine Stabreime…
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Stimmt, da kann ich mich auch noch dran erinnern. Das hat mich auch gestört.
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@gnaddrig
„Deine drei H sind vielleicht etwas sperrig“
Das müssen sie auch sein – wie sollte man denn in einem eingedampften Tischhupengehäuse den original Hammond-Tonradgenerator mit seinen 91 Zahnrädern und Spulen unterbringen? Dito die Hantelbank – da liegt ein kompletter Mensch drauf, der ist im Durchschnitt 1,70 m groß, also ergibt sich die Sperrigkeit aus der Anatomie. Immerhin haben wir heutzutage mit TFT-Monitoren einen guten Ersatz (von Grafikdesignern mal abgesehen, die Farbtreue aus allen Blickwinkeln brauchen) für die Heimteilchenbeschleuniger – einen 21-Zoll-Röhrenklotz würde ich mir heute nicht mehr ans Bein binden wollen…
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