Countdown

Meine Jüngste kann es kaum abwarten, bis die Grundschule vorbei ist. Sie langweilt sich bei dem ganzen Kinderkram dort und freut sich schon darauf, nach den Sommerferien endlich an einer „richtigen“ Schule richtig was lernen zu können.

Neulich habe ich ihr in dem Zusammenhang von dem schönen alten Wehrpflichtigenbrauch erzählt, sich für die letzten 100 Tage bei der Bundeswehr ein Maßband zu besorgen und jeden Tag einen Zentimeter abzuschneiden. Man sieht dann immer, wieviele Tage man noch vor sich hat bis zur Erlösung.

Sie fand die Idee gut und wollte das auch machen. Deshalb habe ich aus einem Baumarkt eines dieser Wegwerf-Maßbänder aus Papier mitgebracht, die dort zum Ausmessen von Dingen aushängen. Am Tag danach kam sie dann mit dieser verbesserten Version des Countdown-Maßbandes:

Jetzt zählen wir die Tage bis zu den Sommerferien.

P.S.: Das penetrante Geblöke, mit dem manche uniformierten Maßbandträger die Allgemeinheit in der Kaserne (und oft auch unbeteiligte Zivilisten draußen) bei jeder Gelegenheit auf das nahende Ende ihrer Dienstzeit hinzuweisen pflegten („Sechsenachzich, ihr Kisten!“) lässt sie zum Glück aus.

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

9 Kommentare zu „Countdown“

  1. Sehr schöne Idee. Vermutlich wird der Nachwuchs noch häufiger im Leben die Gelegenheit haben, das somit frisch gelernte umzusetzen. Und im Übrigen bin ich sehr froh, daß mich die Bundeswehr seinerzeit nicht haben wollte. So konnte ich direkt mit Null Zentimeter starten. 🙂

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  2. Als ich damals(tm) beim Bund war, kam einer – ich glaub vom Quartal vor mir – auf die Idee, für sein „0“-Schild ein Ortsschild zu nehmen. Das hat beim Auf-den-Boden-Werfen dermaßen gescheppert und geknallt, dass manche schon an Schüsse geglaubt hatten…

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  3. …zumal „Kiste“ auch mindestens unterschwellig homophob ist! Andererseits… in meiner Zeit als Mailboxer anno 1986 („Datensurfer Afghani“ mit Akustikkoppler am C 64!) gab es da auch einen User, der in der Mailbox-Szene offensichtlich nach schwulen Sexbekanntschaften suchte und sich ganz offensiv „Die Kiste“ nannte…

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  4. Homophob, echt? War mir nicht bewusst. Andererseits ist es eigentlich nie ein Fehler, beim Bund humophobe Unterschwelligkeiten zu vermuten.

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  5. „Stoßfeste Kiste“ ist (oder war zumindest in den 80ern und 90ern des vergangenen Jahrhunderts) schwuldeutsch für „Knackarsch“!

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  6. Den Ausdruck kannte ich nicht. War das weit verbreitet? Dann könnte man die Anrede „Kisten“ für Rekruten als „(Schwule) Ärsche“ übersetzen, was gut zum zumindest Ende der 80er schwulenfeindlichen Tonfall beim Bund und zur herablassenden Einstellung Rekruten gegenüber passt.

    Dazu passt auch der beliebte Zeitvertreib „Bärchen ficken“. Bärchen waren ebenfalls neu eingezogene Rekruten, die man mit allerlei, hm, lustigen Scherzen bedachte. Das wurde in meiner Kaserne von der Obrigkeit streng unterbunden, und da praktisch meine gesamte Ausbildungskompanie nach der Grundausbildung geschlossen ein eine Stammkompanie versetzt wurde, sind wir auch nicht einzeln als Neulinge in eingespielte Kameradschaften gesteckt worden, wo man uns noch eine Weile als Neulinge hätte piesacken können, sondern wir waren alle gleichlang dabei. Glück gehabt, weil Geschichten von anderswo waren teilweise nicht so lustig.

    Immer noch kein Vergleich zu dem, was in der russischen Armee so abgeht, da kommen immer wieder Rekruten durch Quälereien der Älteren zu Tode oder tragen dauerhafte Schäden davon, und die Vorgesetzten schauen weg oder machen mit. Da ist die Bundeswehr – bei aller Kritik sonst – ganz anständig aufgestellt.

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  7. Je unmenschlicher die Armee, desto schlagkräftiger! Von der Lord’s Resistance Army lernen heißt siegen lernen! Und von meinem ultra-dystopischen „Schwarzen Orden“ erst… der macht nicht nur keine Gefangene, sondern tötet um des Tötens willen, und zwar auf möglichst grausame Weise! Auch die eigenen Leute – bis niemand mehr übrig ist! Denn wie spricht Goethes Mephisto: „Alles, was entsteht, ist wert, das es vergeht!“… HEIL SATAN!

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In den Wald hineinrufen

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