Der Weg ist das Ziel

Vor ein paar Jahren habe ich zufällig gesehen, wie ein Flugzeug einen Kondensstreifen ganz nah am Mond vorbeizog. Ich dachte, es müsste sich doch mal beobachten lassen, dass ein Flugzeug einen Kondensstreifen entweder genau entlang der „Schnittkante“ des Halbmondes legt oder genau im rechten Winkel mittig auf den Halbmond oder auf eine der Ecken zufliegt oder so. Also habe ich schnell ein paar Schnappschüsse als Notiz gemacht:

Seitdem warte ich auf die Gelegenheit für das perfekte Foto mit Mond und Kondensstreifen vor blauem Himmel, wo alles stimmt. Immer wenn der zu- oder abnehmende Mond ungefähr Halbzeit hat und gegen abend oder morgens auf- oder untergeht, schaue ich nach entsprechend passenden Kondensstreifen aus, bisher aber umsonst.

Gut, ein paar Male sah es vielversprechend aus, aber am Ende hat es nie wirklich gepasst. Die Flieger waren entweder zu weit vom Mond entfernt oder der Mond war zu voll und ich habe das ganze zu spät gesehen. Oder es gab keine Kondensstreifen. Oder alles war zu blass und der Winkel stimmte nicht ganz. Irgendwas war immer.

Ich warte also unverdrossen weiter, irgendwann muss ja mal so eine Konstellation zu sehen sein. Gestern abend bin ich gerade am Telefon, schaue zufällig aus dem Fenster, sehe dort den Halbmond und ein Flugzeug, dass ziemlich nahe fast exakt parallel zu dessen Kante entlangfliegt, ziemlich genau das Motiv, wie ich es mir vorstelle. Ich fluche innerlich, der Flieger ist weg bevor ich die Kamera greifen kann und der Kondensstreifen ist heute sehr kurzlebig.

Ich gehe trotzdem die Kamera holen. Das Telefonat kann ich nicht so ohne weiteres auf Eis legen, aber mit dem schnurlosen Telefon kann ich mich immerhin frei bewegen, und meine kleine Kamera lässt sich ganz gut mit einer Hand bedienen.

Als ich zurück auf den Balkon komme, fliegt ein zweiter Flieger dieselbe Route und ist kurz davor, den Mond zu passieren. Ich mache schnell die Kamera klar und lichte das Flugzeug ab. Einhändig, die Kamera auf das Balkongeländer gestützt, derweil am Telefon die Details für die Fahrt einer Tochter zu einem Kindergeburtstag festklopfend.

Das resultierende Foto ist soweit ganz nett:

Nur – irgendwas ist immer – war es schon ein bisschen zu dämmerig. Der Mond im Vergleich zu hell, der Kondensstreifen zu blass. Außerdem hat der Autofokus den Himmel nicht gefunden und das ganze nicht richtig scharfgekriegt.

Also warte ich jetzt weiter, bis ich eine vergleichbare Aufnahme bei ähnlichen Lichtverhältnissen wie im ersten Notizfoto machen kann, am besten in Ruhe und beidhändig oder mit Stativ. Dann bin ich bestimmt wirklich zufrieden…

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

8 Kommentare zu „Der Weg ist das Ziel“

  1. Autofokus? Kannst du nicht auf Unendlich stellen? Bei der PowerShot S40 geht das…

    Als Astrofreak träume ich ja davon, mal einen Io/Europa/Ganymed/Kallisto-Durchgang vor dem Jupiter zu fotografieren… oder gleich einen Titan-Durchgang vor Saturn! Da Titans Umlaufbahn aber in der Äquatorebene liegt, dürfte das nur gelingen, wenn man von der Erde aus senkrecht auf die Ringkante sieht, die Ringe scheinbar verschwinden – also nur alle 15 Jahre…

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  2. Ich habe normalerweise den Autofokus an, weil der in den allermeisten schnell und genau genug ist. Ich habe das so eingestellt, dass der Autofokus immer in dem (per Antippen plazierbaren) Rahmen für die Belichtung arbeitet, und fast immer ist das ja genau die Stelle, die man scharf haben will. Ich kann zwar auch manuell fokussieren, aber das umzustellen ist etwas umständlich, da wäre der zweite Flieger samt Kondensstreifen längst im Nirwana verschwunden. Und egal auf welches Bedienelement ich den manuellen Fokus lege, das ist einhändig nicht bedienbar. Insofern Pech im Glück gehabt…

    Auf den Titandurchgang zu warten wäre mir persönlich zu langwierig 😉

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  3. @gnaddrig:
    „Das Ziel ist im Weg.“

    So könnte es mir womöglich auf meiner phantasmagorischen Radtour nach Afghanistan ergehen – nämlich wenn es mir unterwegs dämmern sollte, dass das klassische Hippie-Traumland (und nunmehr völlig übervölkertes Inferno aus Müll und Fäkalien, so stelle ich es mir zumindest vor) Indien bereisenswerter sein könnte als der Horror am Hindukusch… dann sind Afghanistan (und Pakistan) in der Tat ein mächtiges Hindernis, wenn man so in Teheran oder Maschhad herumhängt und sich fragt, wie es denn jetzt weitergehen soll. Da bliebe nur der Riesen-Umweg über Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kyrgyzstan (alles no-go-areas für langhaarige Bartträger…), um die Takla-Makan-Wüste herum (romantisch, aber strapaziös) und übers Kunlun-Gebirge (noch strapaziöser und in der falschen Jahreszeit unüberlebbar)… bis man dann nach Ladakh und Kaschmir (mittlerweile wohl nicht mehr so gefährlich) endlich in die langersehnte indische Melange aus Schlamm und Scheiße (besonders lecker im Monsun!) eintauchen kann!

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In den Wald hineinrufen

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