Wortfund

Neulich ist mir das Wort Fressriefe begegnet. Obwohl ich gern und nicht nur beruflich viel in Wörterbüchern blättere und lese, hatte ich das Wort ich noch nie gesehen oder gehört, aber es klingt faszinierend. Könnte das Maul eines mythischen Steinwesens von der Scheibenwelt oder auch eines Ungeheuers aus der Tiefsee sein, oder sonst etwas halb geheimnisvolles, halb gruseliges.

Die Wirklichkeit ist natürlich mal wieder trockener – die Textbeispiele bei Linguee deuten an, dass es sich um einen Begriff aus der Motortechnik handelt, der Abriebschäden an beweglichen Teilen bezeichnet. Genauer findet man es hier beschrieben. Diese Erscheinungen könnten nun allerdings schöne Motive zum Fotografieren bieten, aber dazu braucht man natürlich Zugriff auf entsprechend verschlissene Motorteile.

Fressriefe ist jetzt nicht unbedingt sofort zum Lieblingswort geworden, aber mir gefällt es schon irgendwie. Ich freue mich, dass die deutsche Sprache dieses Wort hat.

 

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

8 Kommentare zu „Wortfund“

  1. Apropos, mein Lieblingswort seit neuestem: Gorgobert. Ein Kunstwort, aber ein originelles.
    Kommt von Andreas Rebers . Der erzählte letztens bei einem Auftritt (Gedächtnisprotokoll): „Meine Tochter geht ja zur Schule und bekommt immer ein Pausenbrot mit. Seit einiger Zeit mag sie gern Cambozola. Cambozola kennen Sie, oder? Das ist so ein Hybrid-Käse, ein Teil Camembert, ein Teil Gorgonzola. Man hätte das also auch ‚Gorgobert‘ nennen können.“ – ging mir tagelang nicht aus dem Kopf.

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  2. Ich kann auch noch einen Fund beisteuern… zwar nur ein aus (drei) Allerwertswörtern zusammengesetztes Wort, trotzdem aber zumindest für einen Menschen des frühen 21. Jahrhunderts einigermaßen befremdlich, um nicht zusagen pervers:

    Bartfangschlitz!

    In Afghanistan würde das für einen mittleren Volksaufstand reichen… und auch der seit mittlerweile zehn Jahren stilprägende Berlin-Mitte-Hipster dürfte es einigermaßen abartig finden, Bärte in Schlitzen zu fangen!

    Die Quelle ist eine doppelseitige Werbeanzeige für „Philips“-Rasierapparate („90 Bartfangschlitze mehr“), bizarrerweise in der „twen“-Ausgabe vom November 1970, also ausgerechnet zu einer Zeit, als nach einem halben Jahrhundert der Nacktgesichter zumindest in der jüngeren Generation die Wiederbebartung einsetzte…

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  3. @ Stefan R.: Gorgobert hat was, klingt sachlicher als das allzu gefällige Cambozola.

    @ Yadgar: Vielleicht hatte man damals noch die Vorstellung die aufkommenden Vollbärte halbwegs ordentlich kurz halten zu können. Den haben die 70er ja dann deutlich korrigiert. Keine Chance für den Bartfangschlitz, aber schönes Wort, finde ich auch.

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  4. Als Kind stellte ich mir unter einem Kolbenfresser ein Männlein vor, dass Kolben anknabberte. Diese Vorstellung war so intensiv, dass mir die Zähne wehtaten – ähnlich wie bei dem Mann der die Bahnschienen durchgebissen hatte :-).

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  5. Kolbenfresser ist auch so ein schönes Wort. Der Bügeleisenkäfer meiner Eltern ist in den 70er Jahren an sowas zugrundegegangen, daher kannte ich das Wort schon als Kind, konnte mir aber auch nichts Rechtes drunter vorstellen.

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In den Wald hineinrufen

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