Halbe Sache

Schöne Feuertreppe für die unteren fünf Etagen. Die oberen drei Etagen haben nur die schöne Aussicht und das Treppenhaus im Gebäude. Ich frage mich ja schon, wie sowas zustandekommt. Dürfen solche Außentreppen nicht mehr als fünf Stockwerke hoch sein? Haben Geld oder Treppenelemente nur für fünf Etagen gereicht? Immerhin sind in den treppenlosen oberen drei Stockwerken gar keine Türen eingebaut, sondern nur Fenster, das ist also schon irgendwie Absicht.

Am anderen Ende des Gebäudes gibt es übrigens gar keine Feuerleiter. In Zeiten, wo gefühlt sogar jede Gartenlaube von Gesetzes wegen eine fest installierte zertifizierte zweite Fluchtmöglichkeit braucht, wirkt das reichlich absurd. Witzigerweise residieren in diesem hochkant in die Stadt geklotzten Schuhkarton mit der schmuddelgelben Badezimmerfliesenfassade laut Türschild Bauingenieure, Städtebauer und Landesplaner sowie Fachleute für Baustatik. Natürlich bauen die nicht ihre eigenen Institutsgebäude, aber trotzdem hat es eine gewisse Ironie.

Das mit den unvollständigen Feuerleitern hat hier übrigens System, an anderer Stelle setzen sie es nach unten fort:

(Natürlich weiß ich, dass da im Notfall ein Stück Leiter nach unten gelassen wird und man ohne zu springen auf den Boden kommt. Ich konnte aber einfach nicht widerstehen.)

Bei rechtem Licht betrachtet sehen die Wendeltreppe und ihr Schatten aus wie zwei ineinandergedrehte Spiralen, eine Art architektekturgewordene DNA:

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

7 Kommentare zu „Halbe Sache“

  1. Warum die Fluchttreppe nur bis in den 5. Stock reicht und nicht höher, kann ich nicht beantworten. Möglicherweise werden die oberen Etagen anders genutzt (z.B. als Büroräume mit wenig „ortsfremdem“ Publikumsverkehr) und/oder drinnen sind weitere Maßnahmen erfolgt, so dass hier die Drehleiter der Feuerwehr als zweiter Rettungsweg ausreicht.

    Die Leiter dagegen ist nicht unvollständig. Beim genauen Hinsehen erkennt man zwei Teile; ein Teil kann vom Dach aus entriegelt und heruntergelassen werden, so dass der Fluchtweg nach unten vollständig gegeben ist. (Bzw. gegeben wäre, denn die Leiter ist im unteren Bereich nochmal mit einer Kette zusammengeschlossen. Argh!)
    Durch diese Bauform ist die Leiter nicht ohne weiteres von unten erreichbar, dadurch werden ungebetene Gäste vom Dach ferngehalten.

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  2. Das mit der Kette an der unteren Leiter war mir gar nicht weiter aufgefallen. Ist aber natürlich ungeschickt, wenn oben welche stehen und dringend runterwollen. Dann müssen sie die letzten gut zwei Meter wohl doch springen…

    Was die Treppe in den fünften Stock angeht: Ich weiß nicht, was in dem Bau wo ist, aber es sieht für mich danach aus, dass da mehrere Institute Büros und vielleicht Lehrsäle haben. Ich würde mal ganz naiv vermuten, dass überall, wo sich Menschen aufhalten, eine bestimmte Anzahl Fluchtwege vorhanden sein muss. Soweit ich weiß zwei. Ich kann mir aber so aus dem Stand nicht vorstellen, was für eine Nutzungsart eine Feuertreppe in den oberen drei Stockwerken eines Uni-Gebäudes überflüssig machen könnte.

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  3. Wieder so ein Bild, wo ich mir fast unwillkürlich Photogrammetrie-Software wünsche, die anhand der EXIF-Daten die Abmessungen des Gebäudes berechnet… und dann die Werte in ein POV-Ray-Skript oder eine Blender-Szene eingeben!

    Wieviele Jahrhunderte muss ich leben, damit wenigstens „OpenCologne“ Wirklichkeit wird?

    Ars longa, vita brevis…

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  4. Ich habe übrigens nachgefragt und die folgende Auskunft erhalten: „Das außenliegende Treppenhaus dient als zweiter Rettungsweg – also zusätzlich zum Haupttreppenhaus im Gebäude – für das 1. bis 5. OG. Die OG 5 bis 8 haben einen internen zweiten Rettungsweg.“

    Das finde ich nun wieder witzig – wie und warum baut man für die oberen drei Stockwerke einen internen zweiten Rettungsweg, der für die unteren fünf Stockwerke nicht nutzbar ist? Und wie sieht der aus? Vielleicht muss ich dort mal vorbeigehen und mir das selbst anschauen…

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In den Wald hineinrufen

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