Irgendwo gelesen
Veröffentlicht: 23.11.2020 Abgelegt unter: Mein Senf dazu 2 KommentareWanderung, es wird Abend, wir suchen nach einem Lagerplatz. In der fortschreitenden Dämmerung sehen wir ein ganzes Stück weiter das flackernde Licht eines Lagerfeuers zwischen den Bäumen.
Du, da sind welche, sollen wir hin?
Wir gehen langsam und leise auf die Feuerstelle zu, um uns erstmal einen Eindruck zu verschaffen. Man weiß ja nie, auf wen man so trifft. Eine Gitarre und Stimmen kommen langsam über die Hörschwelle.
Hm, schonmal nicht schlecht – wo man singt, da lass dich ruhig nieder, denn böse Menschen haben keine Lieder…
… die Reihen fest geschlossen…
Hm, was singen die da?
… mit ruhig festem Tritt…
Das ist doch, Moment, also, das kommt mir bekannt vor, das sind…
Meinste echt?
Psst, hör nochmal!
… den braunen Bataillonen…
Nazis. Auch geflügelte Worte aus der klassischen Literatur sollte man mit Vorsicht genießen und nicht unkritisch anwenden. Bloß weil es irgendwer Gebildetes mal geschrieben hat, muss es nicht stimmen.
Sowas ist mir schon vor rund 25 Jahren mal passiert – ich war auf dem Rückweg von einer Radtour auf dem letzten Kilometer nach Hause, da schließt links neben mir auf dem Radweg so ein leicht mickerkrüppeliger Ältling (auf Schlesisch würde man wohl „vergratschter Dergelich“ sagen) auf seinem Klapprad zu mir auf und stimmt an: „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen…“ – am liebsten hätte ich ihn mit einem beherzten Tritt vor den nächsten LKW befördert! Aber dazu war ich damals nicht Psychopath genug…
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Dass dieses Sprichwort nicht stimmen kann, habe ich schon mit 12 meiner Großmutter erklären müssen. Mit genau diesem Lied als Beispiel. Wenn nämlich 12-jährige schon alte Wochenschauen im NDR-Fernsehen ansehen, kann man ihnen nicht mehr jeden Quatsch unterschieben.
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