Ungerührt

Café in der Fußgängerzone einer Kleinstadt. Draußen leichter Nieselregen, aber warm genug für T-Shirts. Ein abgerissener Typ in Jeans und Anorak mit einem vollgestopften Stoffrucksack setzt sich an den Tisch draußen direkt neben der Tür. Bruddelt vor sich hin, wechselt den Platz, wird lauter, gestikuliert. Nimmt den blechernen Aschenbecher hoch, motzt irgendwas, schüttet den Inhalt des Aschenbechers vor die offene Tür des Cafés – zwei, drei Kippen und etwas Asche. Schmeißt laut schimpfend den Aschenbecher hinterher, steht abrupt auf und geht.

Der Kellner beobachtet das vom Tresen aus, geht dann ungerührt raus, nimmt den Aschenbecher hoch, hebt die Kippe auf und tut sie wieder in den Aschenbecher. Dann sieht es so aus, als wolle er Weiterlesen „Ungerührt“

Eigentlich egal

Viele Leute sagen Café ([kaˈfeː]), wenn sie das Getränk meinen. Besonders in der Werbung wird das oft gemacht, so ziemlich bei allen klassischen in Deutschland vertriebenen Kaffeemarken war das jedenfalls üblich, Dallmayr, Eduscho, Hag, Jacobs, Melitta und was es sonst noch alles gibt. Man glaubt wahrscheinlich, das klinge distinguiert und betone die Exklusivität, Verzeihung, Exclusivität des so beworbenen Stoffs, auch wenn es sich um ein industriell gefertigtes Massenprodukt handelt, das allermeistens auf Knopfdruck aus immer den gleichen Vollautomaten läuft.

Ich bin mit der Aussprache Kaffee ([ˈkafeː]) aufgewachsen, gelegentlich hieß es auch Kaffe mit kurzem e ([ˈkafə]) und manchmal fast ins Stimmhafte spielenden f. Nur manche, aus meiner damaligen Sicht feinen Leute sagten Café ([kaˈfeː]). Vielleicht klingt deshalb diese Aussprache in meinen Ohren immer noch ziemlich affektiert.

Dabei wird Kaffee laut Duden zumindest in Österreich immer auf der letzten Silbe betont. Das dürfte sich bis weit nach Bayern hinein bemerkbar machen, und im restlichen deutschen Sprachraum ist diese Aussprache auch nicht wirklich selten.

Falsch ist es also nicht. Kann es eigentlich auch nicht sein – anders als die Rechtschreibung lassen sich Sprachgebrauch, Grammatik und Aussprache kaum Weiterlesen „Eigentlich egal“