Immer mehr

Früher™ hat man sich mit dem Rasiermesser rasiert oder rasieren lassen. Das ging ungefähr 25.000 Jahre so, anfangs mit Steinklingen oder geschärften Muscheln, später mit Metallklingen. Dann hat jemand im 19. Jahrhundert den Rasierhobel erfunden, der dann in der von J. C. Gillette verbesserten Version in vielen Weltgegenden jahrzehntelang das Rasierzeug der Wahl war.

Als nächstes kam irgendwann im 20. Jahrhundert der Systemrasierer dazu, der die Vorteile des Hobels um eine noch einfachere Bedienung ergänzt. Systemrasierer gibt es als Wegwerfgeräte, etwa von einem bekannten Feuerzeug- und Kugelschreiberhersteller, und als Qualitätsapparate mit wiederverwendbarem Griff und austauschbaren Rasierköpfen von den einschlägigen Rasierzubehörmarken.

Anfang der 1970er Jahre hatte jemand die geniale Idee, dass zwei Klingen doch doppelt so gut rasieren müssten wie eine. Man fing also an, Systemrasierer mit zwei Klingen zu bauen, für eine sanftere und zugleich gründlichere Rasur. Nach ein paar Weiterentwicklungen Weiterlesen „Immer mehr“

Herrenlose Ansage sucht durchfahrenden Zug

Vor einer Weile hatte ich hier mal was zu den Ansagen geschrieben, mit denen die Bahn auf den Bahnsteigen vor durch- oder einfahrenden Zügen warnt:

Achtung Zugbetrieb. Halten Sie Abstand von der Bahnsteigkante und betreten Sie den gekennzeichneten Bereich erst nach Halt des Zuges.

Diese an sich vernünftigen Ansagen ließen damals einen allenfalls losen Zusammenhang zu tatsächlichen Zugbewegungen erkennen. Es gab Ansagen, wenn der betreffende Zug schon im Bahnhof hielt oder durchgefahren war. Es gab Ansagen, denen viele Minuten lang kein Zug folgte. Ansagen kamen augenscheinlich oft fahrplanmäßig, während Züge öfters ein paar Minuten zu spät unterwegs sind.

Ich Optimist hatte damals vermutet, dass diese Ungenauigkeiten den Kinderkrankheiten eines neuen Ansagenverwaltungssystems geschuldet seien. Dass da noch gewisse Macken ausgebessert werden und Weiterlesen „Herrenlose Ansage sucht durchfahrenden Zug“

Halten Sie Abstand von der Bahnsteigkante

Seit einiger Zeit warnt die Deutsche Bahn auch auf Provinzbahnhöfen ohne Personal per Ansage vor Zugbetrieb. Als ich vor bald anderthalb Jahren zum erstenmal darüber schrieb, liefen die Ansagen in der Regel weitgehend unabhängig vom tatsächlichen Zugverkehr aus den Lautsprechern. Ich hatte damals gemutmaßt, dass das Kinderkrankheiten eines komplexen neuen Systems seien und dass die Bahn das in absehbarer Zeit in den Griff bekommen werde.

Leider hat sich die gefühlte Trefferquote seitdem nicht verbessert. Ich habe nicht Buch geführt und kann keine Statistiken zum Thema vorlegen, ich kann hier nur Weiterlesen „Halten Sie Abstand von der Bahnsteigkante“

iDingens

Es wird immer wieder über das sogenannte Internet der Dinge geschrieben. Machbarkeitsbegeisterte träumen es wegen seines grandiosen Potenzials seit Jahren mit glühenden Herzen herbei. Mit der schrittweisen Einführung des neuen IPv6 ist es nun endlich soweit. Es steht ein auf absehbare Zeit unerschöpflicher Namensraum zur Verfügung, in dem alles und jedes seine eigene IP-Adresse haben und prinzipiell über ein Internet ansprechbar sein kann. Damit ist endlich der Weg für die internetfähige elektronische Büroklammer frei, auf die wir schon so lange gewartet haben.

Visionäre aller Art schwärmen gern und ausgiebig von den großartigen Möglichkeiten, die das Internet der Dinge bietet. Kühlschränke, die die Mindesthaltbarkeitsdaten der Lebensmittel verfolgen und alles, was verdorben oder aufgebraucht ist, selbsttätig (selbstverständlich wahlweise beim ökologischsten, nächsten oder billigsten Anbieter) nachbestellen. Mittels komplexer Berechtigungskonzepte und dazu passender, mit Mobilgeräten arbeitender Zugangslösungen könnte das Zeug dann direkt in meinen Kühlschrank geliefert werden, ohne dass ich als Hausherr überhaupt anwesend sein muss. Fenster, Heizungen, Lüftungen, Jalousien, die sich fernsteuern lassen oder nach ausgeklügelten Programmen selbst regeln. Kleidungsstücke, die Weiterlesen „iDingens“

Die Anschaltemaschine

Neulich hatte ich ein paar Zeilen über sinnlose Maschinen geschrieben, vor allem über die Ultimate Machine von Claude Shannon. Leider erinnert die bei der Frivolous Engineering Company als Bausatz erhältliche Ausschaltemaschine mit den schwarzglänzenden Plastikteilen und dem von innen beleuchteten Acrylglasfinger viel zu sehr an den billigen Neuschrott, den man in Andenken- und Schnickschnackläden so kriegt: zigarrettenförmige Feuerzeuge, wie geschmolzene Marshmellows über die Tischkante tropfende Wecker, elektrische Frühstückseiaufklopfer, streichholzschachtelgroße Fotoapparatimitate, die auf Knopfdruck einen Blitz und das Geräusch des Verschlusses einer Spiegelreflexkamera von sich geben. Alles ganz hübsch, verspielt, albern, aber eigentlich nicht besonders exzentrisch – etwas, das in Millionenauflage aus China oder sonstwoher importiert wird, kann kaum als eigenwilliger Ausdruck der individuellen Besonderheiten gelten.

Man hat mir deshalb vorgeschlagen, anstelle der Ausschaltmaschine doch Weiterlesen „Die Anschaltemaschine“

Schattenseiten

Mein Bürofenster zeigt ungefähr nach Südwesten. Irgendwann mittags kommt die Sonne über das Dach des Nachbargebäudes und scheint dann seitlich bei mir ins Fenster. Zuerst beleuchtet sie schräg von hinten meinen Bildschirm, wodurch der Kontrast so mies wird, dass ich praktisch nichts mehr lesen kann. Dann wandert sie langsam weiter und scheint mir direkt ins Gesicht. Dann ist zwar der Bildschirm im Schatten, aber ich bin so geblendet, dass ich auch wieder so gut wie nichts sehen kann. Will heißen, sobald mir die Sonne ins Fenster scheint, brauche ich die Jalousien. Ich fahre sie dann so weit herunter, dass mein Schreibtisch vollständig im Schatten liegt, damit ich überhaupt arbeiten kann.

Ich finde es schade, dass das nötig ist, weil ich Sonnenschein eigentlich gerne mag. Gerade im Winter ist es noch dunkel, wenn ich im Büro ankomme. Und wenn ich nachmittagas gehe, ist es schon wieder fast dunkel. Das bisschen Sonnenschein, das es winters so gibt, würde ich da gern mitnehmen. Und bloß weil im Sommer die Tage länger sind und es schon deshalb mehr Sonnenschein auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten gibt, ist es noch lange nicht angenehm, die Sonne tagsüber fast immer aussperren zu müssen. Nun, man kann eben nicht alles haben. Nachts würde ich deshalb jedenfalls auch nicht arbeiten wollen.

Es ist bisweilen nicht ganz einfach, Weiterlesen „Schattenseiten“

Browserblockwarte (2)

Neulich hatte ich über den fast schon missionarischen Eifer mancher Blogger oder Webseitenbetreiber geschimpft, die ihre Besucher zu ihrem Lieblingsbrowser bekehren oder ihnen wenigstens den bösen Internet Explorer von Microsoft abgewöhnen wollen. Es geht aber noch besser.

WordPress fordert mich jetzt in den Benachrichtigungen auf, doch bitte meinen Browser zu aktualisieren, wenn ich die Benachrichtigungen weiterhin erhalten möchte. Mein Browser werde bald nicht mehr unterstützt:

Der Link in der Benachrichtigung führt hierher. Das ist ziemlich witzig – Weiterlesen „Browserblockwarte (2)“

Browserblockwarte

Manche Webseiten sprechen den Besucher auf seinen Browser an. Man benutze den Internet Explorer von Microsoft, heißt es dann. Dabei sei der gar nicht so gut, Microsoft missachte alle möglichen Standards, während andere Browser so viel besser seien, und man möge doch bitte zu einem anständigen Browser wechseln. Dann könne man die betreffende Seite auch viel besser genießen. Jetzt ist mir so etwas nach längerer Pause mal wieder begegnet:

(hier gefunden)

Das war immerhin halbwegs dezent in den normalen Text für Neuankömmlinge eingearbeitet. Es geht aber auch aufdringlicher: Weiterlesen „Browserblockwarte“

Garantiert kernlos

Gestern im Gemüseladen. Auf der Theke steht ein Karton mit getrockneten Feigen oder Aprikosen oder so. Auf der Seite ist das Markenlogo und darunter der folgende Text:

Metal Detected

Sollte das wirklich Metall entdeckt heißen sollen? Vielleicht findet der Hersteller es natürlich gut, dass da Metall entdeckt wurde. Dann hätte ich allerdings eine andere Formulierung erwartet, entweder eine nüchterne Mitteilung wie Enthält Metall, oder aber mehr Tamtam, um die erfreuliche Tatsache gebührend herauszustellen, vielleicht Weiterlesen „Garantiert kernlos“

Die Ausschaltmaschine

Heute ist mir hier eine herrlich sinnlose Maschine begegnet. Sinnlose Maschinen finde ich gut, gelegentlich baue ich selber welche. Es ist heutzutage alles viel zu durchgeplant und zweckoptimiert. Früher war alles besser, da gab es eher noch Spielraum für alles mögliche. Das ist natürlich nostalgisch verklärter Unsinn. Den Leuten von ein- oder zweihundert Jahren wurde genauso wenig geschenkt wie uns heute, meistens eher deutlich weniger. Trotzdem, Verspieltheit hat viel zu wenig Platz im Leben und sollte mehr gefördert werden.

Sinnlose Maschinen können dazu einen Beitrag leisten, und mit Lego oder fischertechnik geht das ganz hervorragend. Andrew Kay hat aus Lego eine mechanische Version eines herrlich sinnlosen Apparats konstruiert, für die es glücklicherweise auch eine Bauanleitung gibt. Wer es solider mag, kann bei der Frivolous Engineering Company eine ähnliche Maschine als Bausatz kaufen.

Jetzt wäre dieser Beitrag eigentlich schon fast zuende, wenn ich auf Youtube nicht auf diese  Weiterlesen „Die Ausschaltmaschine“