Küchendeutsch

Jede und jeder soll so sprechen und schreiben, wie ihr oder ihm der Schnabel bzw. die Feder gewachsen ist. Der Duden ist, anders als mancher Sprachnörgler meint oder zu meinen vorgibt, deskriptiv, nicht präskriptiv. Das heißt, er schreibt Verwendung und Bedeutung von Wörtern und Wendungen nicht vor, sondern er schaut dem Volk auf’s Maul und beschreibt, was er da zu hören bzw. zu lesen kriegt. Einzig in Sachen Rechtschreibung macht er Vorgaben, die zumindest für Behörden und weithin im geschäftlichen Schriftverkehr verbindlich sind. Ansonsten ist Sprachgebrauch im wesentlichen Wilder Westen – jeder für sich, und das Gesetz ist weit.

Sollen also alle so sprechen und schreiben, wie sie wollen. Ich bin da ganz Duden und versuche gar nicht erst, jemandem irgendwelche Vorschriften zu machen. Aber mögen muss ich wirklich nicht alles, was ich höre und lese. Und es gibt genug, was ich nicht mag. Etwa im Bereich Kochkunst und Gastronomie:

Gekräuterte Champignons

Tomatisierter Vollkornreis

Schokolierte Kaffeebohnen

Flavorisiertes Ichweißnichtmehrwas

Ich habe vor Jahren mal aus Witz das schöne Verb garlifizieren kreiert, mit Knoblauch versetzen. Damit kann man herrlichen Unfug treiben: Die ausreichende Garlifizierung (oder Garlifikation) der Lammkeule ist zu gewährleisten, oder bei der Zubereitung der Nachspeise sollte eine allzu starke Garlifikation in der Regel vermieden werden. Das ist albern und sonst nichts. Aber die Leute, die kräutern, tomatisieren, schokolieren oder flavorisieren, die meinen das, glaube ich, ernst! Und das finde ich höchst bedenklich.

Autor: gnaddrig

Querbeet und ohne Gewähr

10 Kommentare zu „Küchendeutsch“

  1. Der Kollege nömix möge mich tunlichst korrigieren, wenn ich etwas Falsches sage, aber in Österreich zirkuliert, so las ich mal, das Wort ‚paprizieren‘. Was so viel heißt wie: ‚beim Anbraten mit Paprikapulver vermischen‘.

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  2. Klasse. Und wenn man Kapern dazutut, kapriziert man das Essen. Wenn ich selbst direkt Kapern esse, kapriziere ich mich dann…

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  3. Hm, dann müsste ich aber demnächst einen Motzartikel über mein eigenes Blog schreiben, und das geht ja nun gar nicht.

    Und wenn ich den Kommentar-abgeben-Button umbenennen würde, dann auf irgendwie lateinischer Basis, man hat ja Standards. Das könnte dann so aussehen: Sinapisieren

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  4. Jetzt ist mir noch ein kochkünstlerisches Fachverb begegnet: mehlieren – das Wenden von Lebensmitteln in Mehl. Seufz.

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  5. Letztens habe ich gewoktes Gemüse gesehen. Oberhippes Catering…

    Da befürchte ich beinahe, dass es demnächst – in leitkulturgemäßer Rückbesinnung auf gute deutsche Hausmannskost – gebratpfanntes Kotelett und gekochtopfte Kartoffeln gibt…

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  6. Aber nichts geht über yadgarisierte Blogs! Fragt sich eigentlich niemand, wieso ich seit vorgestern unermüdlich dieses Blog hier volltexte?

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  7. Ich frage mich, warum Du seit vorgestern unermüdlich dieses Blog volltextest. Welche Absicht steckt dahinter? Hast Du einen Plan? Oder war Dir nur langweilig?

    Vermutlich hat noch niemand das richtig mitgekriegt, und das Ausmaß der Kommentarlawine bleibt unsichtbar, weil ja nur die letzten 15 Kommentare angezeigt werden, der Rest verschwindet im Archiv und wird nur gefunden, wenn jemand warum auch immer sowieso die betreffenden Artikel liest.

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In den Wald hineinrufen

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